Bild nicht mehr verfügbar.

Beim Skifahren ist nur bergab die richtige Richtung. Die Wirtschaft der Eurozone tut es Marion Rolland (am Bild) gleich. Nur ist es hier die falsche Richtung.

Foto: REUTERS/Dominic Ebenbichler

Berlin/London - Die Wirtschaft in der Euro-Zone beschleunigt überraschend ihre Talfahrt. Sowohl die Industrie als auch die Dienstleister verbuchten im April schwächere Geschäfte als im März, wie am Montag aus den monatlichen Markit-Umfragen hervorgeht. Das Industrie-Barometer sackte unerwartet auf 46,0 Zähler und der Service-Index auf 47,9 Zähler. Damit entfernten sich beide Barometer noch weiter von der 50-Punkte-Marke, ab der Wachstum signalisiert wird. "Die wieder aufkeimende Unsicherheit ist Gift für die Wirtschaft im Euro-Raum, die sich seit dem Herbst 2011 erneut in einer Rezession befindet", betonte Commerzbank-Analyst Christoph Weil. Im zweiten Halbjahr werde es höchstens "blutleer" aufwärtsgehen.

Auch in Deutschland kam die Privatwirtschaft in diesem Monat kaum voran - zumindest nach Daten des britischen Markit-Instituts. Demnach fiel der Einkaufsmanagerindex um 0,7 auf 50,9 Punkte. Garant dafür waren die Dienstleister, die zulegten, während das Industriebarometer auf den niedrigsten Wert seit fast drei Jahren fiel. "Die deutsche Wirtschaft bleibt auch im April an der Schwelle zur Rezession", sagte Markit-Experte Tim Moore zur Umfrage unter 1.000 Firmen, die allerdings im Kontrast zu anderen Erhebungen steht. Der Ifo-Geschäftsklimaindex etwa hatte jüngst zum sechsten Mal in Folge zugelegt.

Kein Schwung

Laut Bundesbank fehlt es der Wirtschaft zwar derzeit "erkennbar an konjunkturellem Schwung". Die Industrie habe ihr hohes Niveau vom Sommer 2011 noch nicht wieder erreicht, während die Bauproduktion im Februar witterungsbedingt eingebrochen sei, heißt es im Bundesbank-Monatsbericht. "Gleichwohl beurteilen die Unternehmen ihre Lage ganz überwiegend als gut oder zumindest befriedigend und stellen in erheblichem Ausmaß zusätzliches Personal ein."

Auf das Gesamtjahr 2012 blicken die Unternehmen trotz Schuldenkrise eher zuversichtlich. Fast 40 Prozent der Firmen rechnen mit steigender Produktion, nur knapp 17 Prozent erwarten einen Rückschlag, wie das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zur Umfrage unter rund 2.400 Firmen mitteilte. Etwa jedes dritte Unternehmen plant Personal aufzustocken, nur jedes siebente will der Umfrage zufolge Stellen streichen. Es habe im Winter nur eine "sehr, sehr kurze Delle" gegeben, sagte IW-Direktor Michael Hüther. Die Konjunktur werde 2012 um rund 1,25 Prozent anziehen und im nächsten Jahr noch einmal um zwei Prozent zulegen. Der Industrieverband BDI erwartet einen Anstieg des Wirtschaftswachstums von 0,9 auf zwei Prozent. Die Binnennachfrage bleibe stark und die Unternehmen investierten mehr, sagte BDI-Präsident Hans-Peter Keitel auf der Hannover-Messe. (APA/Reuters, 23.4.2012)