Wien - Im Zuge der jüngsten Auktion versteigerte "im Kinsky" (17.4.) ein Gemälde von Josef Floch aus dem Besitz Rudolf Leopolds, das jedoch ursprünglich in der Sammlung Heinrich Rieger beheimatet war. Eine Herkunft, die zwar im Werkverzeichnis des Künstlers, nicht aber im aktuellen Auktionskatalog angeführt ist - und eine Provenienz, die seitens der Kinsky-Experten genauerer Recherche bedurft hätte. Denn der Großteil der Kollektion gilt seit 1938 als verschollen.

Im Gegensatz zu anderen Auktionshäusern "leistet" sich "im Kinsky" keine Provenienzforschung, sondern lässt die zum Verkauf angebotenen Objekte routinemäßig im Vorfeld einer Versteigerung nur dahingehend kontrollieren, ob sie beim Art Loss Register (ALR, London) als Verlust bzw. als gestohlen registriert sind. Das Ergebnis der Überprüfung ergab: Für Flochs "Opferung Isaaks" (1921) lag keine Meldung vor. Der Haken: Das besagt zu wenig und bleibt ein Wagnis.

Denn zu Details und Umfang der ehemaligen Sammlung Rieger existieren nur unzureichende Quellen. Es gibt bis heute nur eine einzige veröffentlichte Liste, sie wurde 2003 in Sophie Lillies "Was einmal war" (Czernin Verlag) publiziert. Diese Liste umfasst aber nur jene knapp 660 Kunstwerke, die Rieger bis Juli 1920 erwarb, nicht aber die späteren Ankäufe (1938: rund 720). Und dieses Verzeichnis dürfte, wie in anderen Fällen bereits erwiesen, vom ALR übernommen und eventuell um Meldungen der Erbengemeinschaft ergänzt worden sein. Auf STANDARD-Anfrage will das ALR mit Verweis auf Datenschutzrichtlinien keine Angaben zur Anzahl der registrierten Rieger-Kunstwerke machen.

Im vorliegenden Fall ergaben Recherchen, dass besagtes Floch-Bild Teil jenes Konvoluts von rund 200 Kunstwerken war, das 1947 bei Luigi Kasimir (Künstler, Kunsthändler) sichergestellt worden war. Vier Bilder hatte Heinrichs Sohn dem heutigen WienMuseum als Ersatz für Transport- und Lagerspesen überlassen (sie wurden 2006 restituiert), die anderen bekam Robert Rieger (New York) retourniert. Laut Annelise Schallmeiner (Kommission für Provenienzforschung) findet sich das Gemälde mit anderen 186 Kunstwerken auf einem Ausfuhransuchen vom August 1949, wobei letztlich nicht alle auch ausgeführt worden sein dürften.

Damit hat sich der Raubkunstverdacht in diesem Fall nicht bestätigt, sehr zur Erleichterung des Auktionshauses und auch des neuen Besitzers. Und das ist nicht ein heimisches Bundesmuseum, das andernfalls zur Restitution verpflichtet wäre, sondern ein Privatsammler: der Autor des 2000 publizierten Werkverzeichnisses, der den Hinweis zur Rieger-Provenienz im Tagebuch des Künstlers gefunden hatte. (kron, DER STANDARD, 26.4.2012)