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Die Lage am Jobmarkt bleibt weltweit angespannt.

Foto: AP/Thomas Kienzle

Genf - Die Lage auf den Arbeitsmärkten in den meisten Ländern der Welt ist der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zufolge alarmierend. Die Sparpakete der Länder und scharfe Reformen am Arbeitsmarkt hätten nicht zur Schaffung neuer Stellen geführt, teilte die Sonderorganisation der Vereinten Nationen in der Nacht auf Montag in ihrem Jahresbericht mit. Die derzeit grassierende Sparpolitik in der Eurozone vertiefe die Krise und könnte gar zu einer erneuten Rezession in Europa führen.

Deutschland und Österreich indes gehören der Organisation zufolge zu den wenigen Ländern, die seit 2007 steigende Beschäftigungsraten haben.

Vorkrisenniveau erst 2016

Ende 2011 seien weltweit 196 Millionen Menschen arbeitslos gewesen, Ende 2012 werden es 202 Millionen sein, hieß es. In den Industrieländern und dort vor allem in Europa werde die Beschäftigung nicht vor Ende 2016 wieder das Vorkrisenniveau von 2008 erreichen. Die ILO hatte bisher eine solche Besserung bis Ende 2014 erwartet. Die schlechte Entwicklung werde einhergehen mit einer Abschwächung der Produktion.

40 Prozent der Arbeitslosen in den entwickelten Ländern im Alter zwischen 25 und 49 Jahren hätten bereits seit mehr als einem Jahr keinen Job mehr, erklärte die ILO. Vor allem unter den jungen Erwachsenen habe sich die Zahl der Arbeitslosen stark erhöht, was zu einer steigenden Gefahr sozialer Unruhen etwa in Afrika und dem Nahen Osten führe. Ein solches Gefahrenpotenzial ortet die ILO in 57 der 106 untersuchten Länder. Anstatt zu sparen, sollten deshalb vielmehr günstige Bedingungen für die Ermöglichung von Arbeitstätigkeit geschaffen werden.

Mehr Arbeitslose

Nachdem sich der Arbeitsmarkt im Jahr 2010 und Anfang 2011 noch leicht erholt habe, sei es gegen Ende des vergangenen Jahres wieder zu einer Verschlechterung gekommen, erklärt die ILO. In zwei Drittel der europäischen Länder nehme die Arbeitslosigkeit derzeit zu, und auch die jüngste Erholung in den USA sei mit Vorsicht zu genießen. Nur in Lateinamerika gehe es derzeit aufwärts.

Besorgniserregend sei insbesondere die Jugendarbeitslosigkeit. Diese habe in 80 Prozent der entwickelten Volkswirtschaften und in zwei Drittel der in Entwicklung begriffenen Länder zugenommen. Auch die Dauer der Arbeitslosigkeit erhöhe sich zunehmend: Über 40 Prozent der Arbeitssuchenden in Industrieländern seien bereits seit einem Jahr oder länger ohne Erfolg geblieben.

Zu diesen zählt die ILO unter anderem Steuererleichterungen, Investitionen der öffentlichen Hand und bessere Sozialleistungen. Gemeinsam könnten diese Maßnahmen bis zu zwei Millionen neue Arbeitsplätze in den Industrieländern schaffen. (APA, 30.4.2012)