Vietnam war lange Zeit von Reisimporten abhängig. Jetzt macht es Thailand den Titel als weltweit führende Reisexportnation streitig. Gelungen ist dies durch neue Reissorten.

Foto: Ariel Javellana

"Küche der Welt" war 2011 das Motto in Thailand. Es ist gleichzeitig ein Titel, den sich die zweitgrößte Volkswirtschaft im Verband südostasiatischer Nationen (Asean) verliehen hat. "Thailand ist zum Beispiel der größte Reisexporteur der Welt, vor Vietnam", sagt Dietmar Haltrich. Er ist Leiter des Instituts für Lebensmitteltechnologie an der Universität für Bodenkultur (Boku) und Länderkoordinator für Südostasien. Er sei "im Jahr rund drei Monate in Südostasien, hauptsächlich in Vietnam und Thailand, wohin die Boku sehr gute Kontakte hat", unterwegs. Außerdem ist die Boku Mitglied bei Asea-Uninet, einem Netzwerk österreichischer und südostasiatischer Unis, wo auch das österreichische Wissenschaftsministerium im Lenkungsausschuss vertreten ist.

Viele südostasiatische Länder sind landwirtschaftlich-agrarisch geprägt. Die nationalen Forschungszentren fokussieren ihre Anstrengungen daher auf agrarindustrielle Produkte und setzen auf Biotechnologie, um Erträge zu erhöhen und Ernteausfälle zu vermeiden. Vertieft werden soll die Forschung in Bereichen der Lebensmittelverarbeitung und der " biobasierten" Industrie, also der Herstellung von Zellstoff, Gummi und Palmöl. "Vietnam zum Beispiel hat Biotechnologie zur Schlüsseltechnologie erklärt", schildert Haltrich.

Durch neue Anbaumethoden und bessere Reissorten sei es dem Land gelungen, seine Produktion zu vervielfachen und auf Platz zwei vorzurücken. "Das hat nichts mit Gentechnik zu tun, sondern mit traditioneller Züchtung", betont der Lebensmitteltechniker. Man strebe nach speziell gezüchteten Arten, die etwa mit versalzten Böden umgehen könnten, sagt Haltrich. Am National Centre for Genetic Engineering and Biotechnology (Biotec) in Bangkok ist es allerdings schon gelungen, den genetischen Code von Hom Mali (Jasminreis) zu entschlüsseln und zu patentieren.

Unempfindlich gegen Dürre

Auf dieser Basis wurden Reissorten produziert, die unempfindlicher gegen Dürre, salzige Böden und Insekten sind. 2013 soll ein neues Reisforschungszentrum bei Suphan Buri, rund hundert Kilometer von Bangkok entfernt, entstehen. Ziel: noch widerstandsfähigere Reissorten, die noch höhere Erträge liefern. Bis 2015, wird kolportiert, soll der " Super-Jasmin"-Reis Wirklichkeit werden.

"Thailand hat allerdings ähnlich strenge Vorschriften wie die EU, was die Auspflanzung von genetisch manipulierten Pflanzen betrifft", sagt Haltrich. Überhaupt spielt Lebensmittelsicherheit - auch vor dem Hintergrund rigider westlicher Importbestimmungen - eine große Rolle: " Man ist sehr bemüht, die hohen Anforderungen der EU zu erfüllen", schildert Haltrich. "Es werden unter anderem natürliche Ersatzstoffe für Antibiotika erforscht, die in der Hühnerzucht eingesetzt werden sollen." (max, DER STANDARD, 02.05.2012)