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Die Langohrfledermaus hat in Sachen Orientierung ein Glückslos gezogen: Sie hört aufgrund ihrer großen Ohren auch besonders gut.

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Sie jagen in der Nacht, es umgibt sie die Aura des Unheimlichen, dennoch verdienen Fledermäuse nicht die Nachrede des Vampirismus. Angst vor den zarten Fliegern mit einer Flügelspannweite von 40 Zentimetern oder weniger wäre übertrieben.

Um den nächtlichen Fliegern zu folgen, machte sich vergangenen Freitag eine kleine Expedition inmitten von Wien auf den Weg. Engagierte Doktoranden und Mitarbeiter des Instituts für Zoologie an der Universität für Bodenkultur, die sich launig "Batologen" nennen, führten während der Langen Nacht der Forschung Besucher in den nahegelegenen Türkenschanzpark und machten mit einem "Batdetector" die Signale der Tiere für das vergleichsweise schwache Gehör des Menschen deutlich.

Mit diesen Signalen orientieren sich die Fledermäuse. Sie senden sie aus und empfangen die von der Umgebung reflektierten Schallwellen über ihre Ohren als "dreidimensionales Hörbild". Die Nachrede, dass sie umso besser hören, je größer ihre Ohren sind, stimmt übrigens.

An diesem Abend war der Große Abendsegler aktiv, der in der Fledermauswelt mit seinen acht bis zehn Zentimetern ein Riese ist. "Die Anderen sind wirklich klein", wie einer der Wissenschafter sagte.

21 Arten in Wien

Die hierzulande lebenden Fledermäuse könnte man als Stadttiere bezeichnen: Immerhin leben 21 Arten in Wien, in ganz Österreich sind es 28. Weltweit existieren ungefähr 1000 Arten. Man findet sie überall - die Antarktis meiden die Tiere der Kälte halber. In Europa halten sie Winterschlaf und suchen ein sicheres Quartier für die kalte Jahreszeit. Die Quartiersuche ist auch das größte Problem der Fledermäuse: Die zweitgrößte Säugetiergruppe nach den Nagetieren ist gefährdet. Einige Arten stehen auf der Roten Liste. Der in der Stadt immer beliebtere Ausbau von Dachböden bereitet ihnen große Schwierigkeiten und nimmt ihnen den Lebensraum: Den brauchen nämlich Weibchen mit ihren Jungen, um sich zurückzuziehen - in manchen Dachböden, die die Wissenschafter "Wochenstuben" nennen, finden sich mehrere hundert dieser Tiere.

Die "Batologen" der Universität für Bodenkultur versuchen mit einer Anleitung für eine Fledermauskiste den bedrohten Säugern wieder mehr Überlebenschancen in der Stadt zu bieten. Der Schutz vor natürlichen Feinden wie Falken oder Eulen kann problemlos in Stadtgärten an Bäumen aufgehängt werden.  (Peter Illetschko, DER STANDARD, 02.05.2012)