"Négritude" bezeichnet die literarische, künstlerische und philosophische Bewegung der afrikanischen Diaspora auf den französischen Antillen und in Frankreich. Dieses antikoloniale Konzept frankofoner Intellektueller entstand in den 1930ern und ist eng mit dem Namen Léopold Sédar Senghor verbunden. Senghor promovierte als erster Afrikaner an der Pariser Sorbonne, ab 1960 war er Präsident Senegals. Seine wie andere antirassistische Stimmen verarbeiten zwar den europäischen Diskurs über Afrika, beschränken sich aber auf männliche Sichtweisen. Dem arbeiten die Amref - Austria Days of Dialogue (bis 4. Mai) entgegen. Guy Mavar und Roman Reisinger präsentieren "französischsprachige Frauenliteratur aus Afrika".

Etwa die Senegalesin Mariama Bâ, die 1980 im Debütroman Une longue lettre sprachgewaltig das Unbehagen und die doppelte Unterdrückung der Frau in den westafrikanischen Gesellschaften artikulierte. Noch bevor ihr zweiter Roman Un chant écarlate ("Der scharlachrote Gesang") publiziert wurde, verstarb sie 52-jährig an Krebs. Einer jüngeren Autorengeneration gehört Fatou Diomé an. Die Senegalesin veröffentlicht Erzählungen und Romane, im Debüt Der Bauch des Ozeans (2003) geht es um die Probleme des Lebens in Paris und die Kindheit im Senegal. Zu den neuen Stimmen Afrikas zählen weiters Marie-Claire Matip, Calixthe Beyala oder Aoua Kéita. Mavar und Reisinger werden deren Position im Literaturbetrieb ebenso darstellen wie die unterschiedlichen Traditionen und Schreibstile. (dog, DER STANDARD, 2.5.2012)