Cover: Jagjaguwar

MOONFACE WITH SIINAI
Heartbreaking Bravery
(Jagjaguwar/Trost)

Der kanadische Musiker Spencer Krug spielte und spielt ansonsten auch noch in Formationen wie Wolf Parade, Swan Lake oder Sunset Rubdown. Solo arbeitet er hier mit den Überresten der finnischen Dinosaur-Jr.-Verehrer Joensuu 1685 zusammen, die sich als Siinai jetzt in krautrockigen, flächigen Jamsessions versuchen. Die um gebrochene Herzen kreisenden Songs klingen dabei teilweise, als habe David Bowie in seiner Berliner Zeit Pate gestanden. Wir hören pathetisch drängende und mit Feedbacks rockende Helden-Paraphrasen wie Yesterday's Fire. Gelegentlich poppt instrumental auch eine V2 Schneider auf. Auch von der Melodieführung und der Bereitschaft her, bedrohliche, dissonante Sounds in die grundsätzlich auch als Popsongs funktionierenden Stücke einzubauen, ist eine Verwandtschaft mit dem alten Meister zu erkennen. Eines der bis dato überzeugendsten Alben des künstlerisch mehr oder weniger unaufgeregten Jahres.

NAPALM DEATH
Utilitarian
(Century Media)

15 Alben in gut 30 Jahren und unüberschaubare Besetzungswechsel inklusive haben der Band keinen gröberen Schaden zugefügt. Extrem-Metal und unerbittliche Härte sorgen noch immer dafür, dass sich auf die britischen Könige des "Grindcore" das Motto "Wir sind nicht der Arzt, wir sind der Schmerz" anwenden lässt. Dieses Mal beschäftigt sich Chefgrunzer und Grundelgott Mark "Barney" Greenway textlich mit "utilitaristischer Philosophie". Als Gast lässt der New Yorker Altavantgardist John Zorn sein Saxofon den Weltuntergang eintröten. 16-mal setzt es musikalisch jenen Sound, den ein vollbeladener Sattelschlepper macht, wenn er bei Vollgas gegen eine Wand donnert. Groß. (schach, Rondo, DER STANDARD, 4.5.2012)