Ein schwieriges Feld: Mittelklasse. Die Ansprüche sind gestiegen. Jeder erwartet heute den Komfort, die Laufruhe, die technischen Kunststücke, die früher nur die Allerbesten, Allerteuersten gebracht haben. Natürlich erhöhten wieder einmal die Deutschen die Schlagzahl bei der Verfeinerung der bürgerlichen Liga, indem sie einen verschwenderischen Technologietransfer von oben nach unten in Gang setzten. Die anderen müssen mitrudern, auch wenn sie keine Luxusschlitten im Programm haben, deren nährender Busen angezapft werden kann.

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Festigkeit, Verlässlichkeit

Toyotas Avensis nahm dabei die Mittelstellung ein als dezentes, etwas pummelig geratenes, aber dadurch Festigkeit und Verlässlichkeit atmendes Exemplar. Weder billig, schon gar nicht schlampig, aber auch nicht mit dem Zuckerguss ultimativer Perfektion überzogen. So fehlen ein paar Ablagen, fühlt man Kanten an den Fensterhebern, sind die Materialien im Cockpit weniger exklusiv, als sie scheinen.

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Aber: Tür zu. Und Ruhe. Das ist die Quintessenz eines Konzepts, das nichts weniger will, als Fahrer und Passagiere so angenehm und stressfrei wie möglich ans Ziel zu bringen. Sich mit heftiger Beschleunigung oder wildem Kurvensport hervorzutun bringt wenig, denn dafür ist der Avensis 2,2 D-4D einfach nicht gebaut.

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Die 150 PS setzen den Kombi in vollkommen ausreichender Geschwindigkeit (9,8 Sekunden von null auf 100 km/h) in Bewegung, die man aus Rücksicht auf die Behaglichkeit gar nicht voll ausreizen möchte. Lieber kuschelt man sich in die Sitze, gibt sich Musik oder ausschweifenden Gedankenflügen hin und lässt die Welt da draußen vorbeiziehen.

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Fernöstliche Gelassenheit prägt das Reisen im neuen Avensis, der von außen betrachtet sein Biedermannimage abgelegt hat: Modern geschnittene, nach vorne zielende Front und ein sportliches Heck, das ihn dank horizontal gestellter Heckleuchten breiter und schwerer auf die Straße setzt, schließen die optische Lücke zur traditionell hohen Qualität.

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Die ist am erschütterungsfreien Fahrkomfort abzulesen, am niedrigen Geräuschniveau, aus dem nur ein zartes Dieselknuspern am Start herausragt, und an der Exaktheit von Lenkung und feiner Automatik, die einen freispielt von unnötiger Betriebsamkeit. So fährt man einen Schnitt von 7,9 Litern auf 100 km ein, was nicht übel ist, aber auch nicht rekordverdächtig - und die offiziell angegebenen, im Normtest-Durchschnitt ermittelten 6,2 Liter deutlich übertrifft.

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Wahrscheinlich kann man selbst am besten nachbessern, wenn man konsequenter sparsam dächte und handelte. Und alle Spritfresser ausschalten würde, wie die Klimaanlage, die Hi-Fi-Sektion, das Navi und alle anderen Assistenzsysteme, die in einem sachlich-eleganten Armaturenbrett verbaut sind.

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Überhaupt hat Toyota ein wenig vom Flair seiner Nobelsektion Lexus in den Avensis übertragen und war in der Ausstattung auch nicht kleinlich: elektronische Feststellbremse, die man allerdings nach langer Suche links unter dem Lenkrad findet, dynamisches Bremslicht sowie Rückfahrkamera, Abstandstempomat, Totwinkelwarner und radarbasiertes Antikollisionssystem.

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Zum Kombi macht den Avensis ein bandscheibenschonend niedriger Eingang in den flachen Laderaum, der durch einfache Manipulation der Rückbank hergestellt wird und mit 543 bis 1690 Liter Fassungsvermögen etwa dem Passat Variant entspricht. Das Schienensystem zum Festzurren von Ladegut kennt man aus den Audi-Kombis.

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In der Konfiguration 150 PS Dieselmotor, Automatik und Ausstattungslinie Executive kostet der Avensis rund 42.000 €. Eine runde Summe für eine runde Sache. (Andreas Hochstöger, Automobil, DER STANDARD, 4.5.2012)

Informationen: Toyota

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