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Nur als religiöser Führer empfangen: Dalai Lama.

Foto: AP/Bhatia

Wien - Weder Bundespräsident Heinz Fischer noch Kanzler Werner Faymann (beide SPÖ) werden den Dalai Lama bei seinem Wien-besuch am 25. und 26. Mai in Empfang nehmen. Und das auch nicht kommentieren, wie die Sprecher der beiden mehrmals betonen. Internationale Termine würden "immer kurzfristig koordiniert" heißt es etwa aus dem Büro des Kanzlers.

No Politics, please

Einzig Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) überlege noch. Ein Treffen hänge von den Rahmenbedingungen ab - sprich: ob es in einem religiösen oder politischen Kontext stattfinde. Das geistliche Oberhaupt der Tibeter soll neben dem Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser auch Vertreter der islamischen und israelitischen Glaubensgemeinschaften treffen. Dem Vernehmen nach könnte Spindelegger einem Treffen mit dem Dalai Lama zustimmen, wenn dies etwa im Beisein von Kardinal Christoph Schönborn stattfände. Eine Verlegensheitslösung, um China nicht zu verärgern, da es sich somit nicht um ein Treffen unter Staatsleuten handeln würde.

Für die Veranstaltungen mit dem Dalai Lama in Kärnten verlost die Kärntner Tageszeitung "mit der Unterstützung von Landeshauptmann Gerhard Dörfler (FPK)" 60x zwei Tickets, die Salzburger Nachrichten "VIP-Tickets" für die Salzburgarena. Organisiert werden die Vorträge vom "Tibetzentrum I.I.H.T.S." in Hüttenberg, das vom Land Kärnten mitfinanziert wird. Das 2008 eröffnete Zentrum steht unter der Schirmherrschaft des Dalai Lama und geht auf seine langjährige Freundschaft mit dem umstrittenen Bergsteiger Heinrich Harrer zurück. Ursprünglich sollte das ehrgeizige Projekt aus einer Tibetischen Medizinuniversität samt Klosterhotel bestehen. In Kursen werden heute Tibets Weisheitslehren, Kultur sowie Grundlagen der tibetischen Medizin gelehrt.

Von Anfang an versuchten vor allem freiheitliche Kärntner Politiker, die Tibeter zu vereinnahmen und auch das vorgesehene "Tibethotel" zu realisieren. Das "Tibetzentrum" geriet so ungewollt in den Sog der anschließenden Skandale rund um die Tibet Hotel GmbH. So zog Jörg Haider nach dem Ausstieg des Bauunternehmers Robert Rogner russische Investoren an Land, die dafür die österreichische Staatsbürgerschaft erwarteten. Als das nicht klappte, stiegen die Russen aus und klagten die Gemeinde Hüttenberg auf Schadenersatz.

Der Dachbegriff "Tibetzentrum" wurde daher von FPK-Politikern auch gerne für die jeweiligen Hotelprojekte instrumentalisiert. Da die Tibeter für ihr Studienzentrum jedoch Förderungen vom Land Kärnten und der Stadt Klagenfurt erhalten, war es für sie wohl "schwierig", sich ihrerseits der Vereinnahmung durch die Kärntner Politik zu entziehen. (Julia Herrnböck/ Elisabeth Steiner, DER STANDARD, 9.5.2012)