Schimpanse von jener "Kultur", die Nüsse bevorzugt mit Steinen knackt.

Foto: Luncz et al./Current Biology

Leipzig/Wien - Bei uns Menschen sind kulturelle Unterschiede zwischen verschiedenen Gruppen ein wichtiger Teil dessen, was unsere Diversität ausmacht. Die einen essen etwa mit Stäbchen, die anderen verwenden Messer und Gabel. Nun haben Forscher des Leipziger Max-Planck-Instituts für Evolutionäre Anthropologie ganz ähnliche kulturelle Eigenheiten bei Schimpansen entdeckt.

Sämtliche Menschenaffen eines westafrikanischen Nationalparks knacken gern Nüsse des Baums Coula edulis . Sie nutzen in den drei benachbarten Gruppen dafür aber verschiedene Werkzeuge, berichten die Primatologen um Lydia Luncz im Fachmagazin Current Biology. Die Tiere knacken die Nüsse mit Stein- oder Holzhämmern und verwenden Baumwurzeln als Ambosse.

Saisonale Werkzeugwahl

Je nach Härtegrad der Nüsse, der im Laufe der Saison abnimmt, wechseln sie die Werkzeuge - und verwenden je nach Gruppe unterschiedliche Hämmer. Zwei Gruppen gingen während der "Erntezeit" von Stein- zu Holzhämmern über, verwendeten aber jeweils unterschiedliche Größen. Die dritte Gruppe benutzte durchgängig große Steinhämmer.

Die Verfügbarkeit von Stein- und Holzhämmern war in den Territorien der drei Gruppen gleich, ebenso die Beschaffenheit der Nüsse. "Unsere Studie zeigt, dass es feine kulturelle Unterschiede zwischen benachbarten Schimpansengruppen gibt, die sich denselben Lebensraum teilen", erklärte Luncz. Ähnlich wie die Menschen könnten auch Schimpansen kulturelles Wissen abrufen, um Herausforderungen zu lösen und dies an folgende Generationen weitergeben. (tasch, APA, DER STANDARD, 11.5.2012)