Keine Installation von Arnulf Rainer bei Galerie Ruberl, bloß eine gelungene Hängung aus verschiedenen Schaffensperioden.

Foto: Standard / A. Urban

So richtig ins Gehege kamen sich die Viennafair und die Art Austria ohnedies nie, weder inhaltlich noch punkto Laufzeit. Für Galeristen, die sich für eine Da-wie-dort-Teilnahme entschieden hatten, blieb es allenfalls eine Frage der Logistik und der spezifischen Programmwahl. Ungemach drohte eher auf internationaler Ebene durch neue Formate wie die Frieze in New York und die Art Basel in Hongkong. Zeitliche Nähe zu solchen Kalibern schätzen weder Teilnehmer noch sammelwütige Globetrotter, also wurde der Viennafair ein Herbsttermin verordnet. Bereits vom alten, nicht vom neuen Macher, der sich nun seinerseits mit dem Thema Parallelität konfrontiert sieht (Viennafair 20.-23. 9., Art Moscow 19.-23. 9.).

Vom Zeltlager ins Museum

Von solchen Entflechtungsmaßnahmen unbehelligt bleibt die Art Austria, die über den Fokus auf österreichische Kunst eine Nische bedient, die ob der sukzessiven Internationalisierung des heimischen Marktplätzchens (v. a. über Auktionen) eine wohltuende Alternative bietet: Kunstkäufern, denen eine Fülle an Optionen in unterschiedlichen Preisklassen geboten wird, auch interessierten Flaneuren auf der Suche nach Einblicken in das heimische Kunstschaffen. Das Update auf die Version 2012 (bis inkl. 13. 5.) wartet.

Dabei waren Branchenversierte skeptisch, die per Konzept festgelegte " Ver-Österreicherung ließ Böses erahnen", wie es Klaus Albrecht Schröder anlässlich des Debüts 2008 formulierte. Er wurde belehrt und gestand schließlich sogar "retrospektive Entdeckungen" ein. Die zeitliche Eingrenzung (2008: zwischen 1920 und 1980 geschaffene Kunst; 2009: 1900-2000) ließen Manfred Lang als geistiger Vater und Wolfgang Pelz als Veranstalter im Sinne ihrer wachsenden Teilnehmerschar ebenso hinter sich wie das immer ein bisserl provisorisch wirkende Zeltlager auf dem Vorplatz des Museumsquartiers.

Seit vergangenem Jahr gewährt das Leopold-Museum Unterschlupf, womit sich auch regulären Besuchern der Sammlung zu ebener Erde und in den beiden Untergeschoßen Perspektiven eröffnen, fernab all dessen, was sonst so in Museen käuflich erworben werden kann: an Wänden, von denen man sich Arbeiten Arnulf Rainers aus verschiedenen Schaffensperioden pflückt (Galerie Ruberl, von 10.000 bis 65.000 Euro) oder auch Malerei von Josef Mikl und Markus Prachensky (Galerie Kovacek & Zetter, 38.000 bis 48.000). Haptische Erlebnisse garantieren Formvollendetes von Joannis Avramidis (Galerie bei der Albertina, 48.000), von Josef Pillhofer und Oskar Bottoli (Galerie Chobot) oder auch Josef Kern (Gril & Plantys, 12.000), dessen Kopffüßler nicht nur Fuß- und Zehenfetischisten begeistern wird.

Ins klassische Beuteschema des Museumsgründers wäre jedenfalls Oskar Laskes aus den USA importiertes Opus-Bild Die Kreuzigung (Wienerroither & Kohlbacher) gefallen, und zwar dergestalt, dass er es prompt hätte nach Grinzing liefern lassen und sich das Messepublikum grad noch mit der informativen Broschüre behelfen hätte dürfen.

Zwischendurch wandelt man auf den Spuren der Wiener Aktionisten, von Otto Muehls blankem Silberarsch (Galerie Krinzinger) zu Hermann Nitschs kraftvollen rituellen Schüttbildern der aktuellen Levitikus-Gruppe (Galerie Thoman). Nur, wer sich auf Stand Nr. 34 in einer Zertifiziert und Verkäuflich betitelten Installation wähnt, sei zurück in die Realität teleportiert: Fünf Jahre hat es bedurft, um österreichischem Design über die bloße Kojenmöblierung hinaus Geltung zu verschaffen. Nun also endlich. Obwohl, Patrick Kovacs könnte sich durchaus mit Bausch-und-Bogen-Gelüsten anfreunden. Vermutlich. (Olga Kronsteiner, DER STANDARD, 12./13.5.2012)