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Griechenland sorgt wieder für Sorgen.

Foto: AP/Messinis

Düsseldorf - Die neue deutsche Wirtschaftsweise Claudia Buch schließt den Austritt Griechenlands aus der Eurozone nicht aus. "Die Geschäftsbanken dürften einen Teil der direkten Lasten, die mit Griechenland verbunden waren, verarbeitet haben", sagte die Banken- und Währungsexpertin dem "Handelsblatt" (Montag-Ausgabe). Natürlich gebe es auch weitere Risiken, die schwer zu beziffern seien. "Aber das kann im Umkehrschluss nicht bedeuten, dass wir jedem Land immer und um jeden Preis helfen müssen", erklärte die 46-jährige Ökonomin in dem Interview.

"Die Bedingungen, zu denen Europa Griechenland beisteht, liegen seit Monaten klar auf dem Tisch. Jetzt ist es Sache der Griechen, sich darauf einzulassen", sagte Buch. Die Eurozone sei derzeit dabei, ihre realwirtschaftlichen Probleme zu lösen, sagte Buch. "Länder wie Irland, Spanien, Portugal und Italien kommen bei der Umsetzung wichtiger Strukturreformen gut voran." Buch sieht die Europäische Zentralbank (EZB) in einer schwierigen Lage. Seit Ausbruch der Schuldenkrise habe sie zu Maßnahmen greifen müssen, die die Trennlinie zwischen Geld- und Fiskalpolitik verschoben haben - um der Politik Zeit zu verschaffen.

Weniger Schrecken

Ein Ausscheiden Griechenlands aus der Währungsunion verliert auch für immer mehr Euro-Notenbanker den Schrecken. "Eine Scheidung funktioniert nie reibungslos. Aber ich denke, eine Scheidung auf freundschaftlicher Basis, sollte sie jemals nötig werden, wäre möglich - wenngleich ich sie weiterhin bedauern würde", sagte der belgische Zentralbankchef Luc Coene in einem Interview mit der "Financial Times" (Montag-Ausgabe).

Sein irischer Kollege Patrick Honohan wurde sogar noch deutlicher: "Technisch gesehen kann ein Ausstieg Griechenlands abgewickelt werden. Er wäre nicht notwendigerweise tödlich, aber natürlich auch nicht besonders attraktiv", sagte er am Wochenende auf einer Konferenz in der estnischen Hauptstadt Tallinn. "So etwas ist nicht vorgesehen in den Verträgen, in den Gesetzen, aber es können eben Dinge passieren, die nicht in den Verträgen stehen." Der Deutsche-Bundesbank-Chef Jens Weidmann hatte in einem am Wochenende veröffentlichten Interview erklärt, ein Austritt aus dem Euro hätte für Griechenland schwerwiegendere Folgen als für den Rest der Eurozone.

Euro und Börsen leiden

Die Lage in Griechenland setzt dem Euro zu und hat auch die Aktienkurse in Europa zu Wochenbeginn noch tiefer in den Keller gedrückt (siehe Marktberichte). Die europäische Gemeinschaftswährung fiel am Montag erstmals seit vier Monaten unter 1,29 Dollar. Die europäischen Aktienmärkte reagierten mit heftigen Kursverlusten. (APA/Reuters, 14.5.2012)