Für die Schottergrube zu schade, aber sonst taugt der Koleos für alle Lebenslagen.

Foto: Christian Fischer

Link
Renault

Grafik: DER STANDARD

Beim Ein- und Ausladen des Backrohrs, dessen Software (ja, Sie haben richtig gehört, heutzutage werden selbst Backöfen digital gesteuert) sich aufgehängt hatte und deshalb in die Werkstatt musste, war die geteilte Heckklappe natürlich praktisch. Worin der echte Vorteil gegenüber der herkömmlichen ungeteilten Version liegen soll, hat sich uns allerdings nicht vollumfänglich erschlossen. Egal, der nach unten klappbare Teil des Kofferraumdeckels ist quasi eine Laderampe und das stört zumindest nicht.

Daher ist es sicher kein Fehler, dass dem in Fernost gefertigten Renault Koleos dieses Teil, das laut Beschreibung bis zu 200 Kilo trägt (also weit mehr als ein läppisches Küchengerät aus Blech und Glas), bei der Rundumerneuerung erhalten wurde; wie überhaupt die ganze Heckpartie. Formverändert wurden im Prinzip nur Kühlergrill und Gebiss, Augen und Backenknochen. Und das nicht zu seinem Nachteil, wie wir meinen.

Obwohl – drei Jahre nach dem ohnehin späten Start der Franzosen ins SUV-Zeitalter sollte eine Schönheitsoperation eigentlich nicht einmal ansatzweise ein Thema sein. Aber blöd gelaufen. Der Koleos war wie ein Koloss in die Finanzkrise hineingeplumpst, als nicht nur der gemeine Autokäufer nicht wusste, ob sein Geld morgen noch was wert sein wird.

Foto: Christian Fischer

Wie auch immer, um den Euro zittern wir noch immer, während der Franzosen-SUV runderneuert neue Kundschaft anzusteuern versucht. Das sollte eine leichte Übung sein, wäre nicht der VW Tiguan der Liebling der Österreicher, der den Koleos zu einer Art Nischenplayer macht.

Diese Nische ist wohlfühltechnisch freilich eins a. Die von Renault zur Verfügung gestellte Testversion führt neben wahlweise Front- und Allradantrieb (im Automatikmodus schaltet sich der Hinterradantrieb nur bei Bedarf zu) auch Annehmlichkeiten sonder Zahl mit sich. Mit Ledersitzen, Elektro-Glaspanoramadach, Sitzheizung, Spiegelbeleuchtung, Einparkhilfe bis zum Kühlfach läppert sich die "Exception"-Ausführung auf 37.567 Euro zusammen – und ist damit kein Geiz-ist-geil-Produkt, aber ein ziemlich komfortabel ausgestattetes Zwei-Liter-Diesel-Gerät mit Sechsgangschaltung (der Benziner wird in Österreich nicht feilgeboten). Die Bremsenergierückgewinnung soll den Energieverbrauch drosseln.

Der Kofferraum lässt sich übrigens per Handgriff schrumpfen, aus der Versenkung kommen Plätze auf der billigsten Reihe. Dann ist der Koleos fast ein Autobus – und das wär was gewesen vor 40 Jahren für unsere Großfamilie! Wahrscheinlich hat er der automobilistisch nicht gänzlich untalentierten Frau Mama auch deshalb so gut gefallen. (Luise Ungerboeck, Automobil, DER STANDARD, 18.5.2012)