Das Bakterium heißt Clostridium difficile und verursacht meistens gewöhnlichen Durchfall. Besonders für alte Menschen ist diese hauptsächlich in Krankenhäusern übertragene Harnwegs-Infektion aber wesentlich öfter tödlich, als es die offiziellen Meldedaten vermuten lassen.

Franz Allerberger, Präsident der österreichischen Gesellschaft für Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin, geht von 1.300 Todesfällen jährlich aus, wie er am 22. Mai bei einem Kongress in Salzburg betonte.

"Das Clostridium difficile" hat es in den vergangenen Jahren in die 'Top Five' der im Krankenhaus erworbenen Infektionen gebracht", so Allerberger. "In den Spitalsentlassungs-Diagnosen ist von etwa 180 Todesfällen in Österreich pro Jahr die Rede. 

Übertragung via Blutkonserven

Eine aktuelle Studie des Kaiser Franz Josef Krankenhauses in Wien geht aber von 7.100 Erkrankungen und zumindest 1.279 Toten durch dieses Bakterium aus. Und dies deckt sich mit den Zahlen aus Deutschland." Besonders problematisch ist zudem die Übertragung via Blutkonserven. Es gebe technisch zwar die Möglichkeit, Blut auf Clostridium difficile zu testen, aber dies sei teuer und werde in der Praxis kaum gemacht, wie der Mediziner erklärte.

Der Grund, warum diese altbekannte Infektion in den vergangenen Jahren in den Krankenhäusern so an Bedeutung gewonnen hat, liegt für Allerberger nicht zuletzt im Umgang mit Antibiotika.

"Jahrzehntelang hat die Pharmaindustrie jährlich neue Präparate auf den Markt gebracht. Doch jetzt ist diese Pipeline trocken, es ist nicht mit neuen, wirksamen Antibiotika zu rechnen. Die Keime sind gegen die alten Wirkstoffe aber häufig resistent gemacht worden und schwer behandelbar." Und noch etwas komme erschwerend hinzu, sagte Allerberger: "Durch den übertriebenen Einsatz von Antibiotika wurden harmlose Darmbakterien vielfach getötet. Dies hat erst den Raum geschaffen für das Clostridium difficile."

Kritik an massenhaftem Antibiotika-Einsatz

Viele Mikro-Biologen, Hygieniker und Präventiv-Mediziner haben bei ihrer Jahrestagung in Salzburg daher einen nachhaltigen Umgang mit Antibiotika eingemahnt. "Blutkonserven und Antibiotika nur wenn es wirklich nötig ist. Deutschland ist da Vorbild, und auch in Österreich wird die Ärzteschaft immer öfter explizit darauf hingewiesen", so Allerberger, der auch den massenhaften Antibiotika-Einsatz in der Landwirtschaft kritisierte.

"In der österreichischen Humanmedizin werden jährlich rund 50 Tonnen Antibiotika verschrieben. In der Landwirtschaft aber sind es 62 Tonnen. Die Auswirkungen des Antibiotika-Einsatzes in der Landwirtschaft auf die verschiedenen Resistenzen beim Menschen sind noch nicht ausreichend erforscht, aber wir machen Fortschritte." (APA, 22.5.2012)