Freie Bahn für die Schafe aus den Bergbauregionen: Der Film "Kärnten, Kärnten über alles" von 1979 macht mit der Initiative Longo maï bekannt.

Foto: Kunstraum Lakeside

Bad Eisenkappl / Železna Kapla - Ein paar Leute aus aller Welt haben sich vor 35 Jahren dazu entschlossen, einen anderen Weg zu gehen. Um gesellschaftlich aufzubegehren, sind sie ausgestiegen. Ihr Ziel war es und ist es heute noch, die Bergregionen als kulturelle Lebensadern nicht aufzugeben. Und so sind sie - in Ana logie zu den urbanen Hausbesetzern - aufs Land gezogen.

In den Bergen rund um Eisenkappel / Železna Kapla gründete eine Handvoll junger Menschen 1977 die Österreich-Sektion der Longo maï. Die Kooperative auf dem Stopar-Hof in Kärnten schuf eine Selbstversorgerstruktur, die autonom von sozialen und wirtschaftlichen Zwängen agieren wollte. Der Hof wurde von den Aktivisten voll Begeisterung und unermüdlich renoviert, und die Schafzucht der Longo maï wurde bald landesweit ein Begriff.

Die Initiative, die in der Vergangenheit oft als Hippiekommune belächelt wurde, entwickelte sich immer mehr zum Modell für zukunftsorientiertes, nachhaltiges Wirtschaften. Die Geografin und Imkermeisterin Heike Schiebeck, die seit 1979 auf dem Bergbauernhof lebt, hat die Gemeinschaft Coppla Kaša - Verein Vellachtaler Bergbauern mitbegründet, die die Initiative mit der Außenwelt auf neue Art verlinkt. Darüber schrieb sie auch das Buch Gewitzt und beharrlich (Drava Verlag 2004).

Vor allem gesellschaftspolitisch hat sich die Longo-maï-Initiative immer lautstark für die Gleichberechtigung der zwei in Kärnten beheimateten Sprachgruppen eingesetzt. Während des Balkankriegs arbeitete man an einem unabhängigen Informationsnetz, und im Land setzte sich der Journalist Helmut Peissl - er lebt seit 1981 in der Kooperative - mit Freunden für freie Bürgermedien in Österreich und Europa ein.

Der heute gezeigte Film Kärnten, Kärnten über alles (Longo maï 1979) gibt näheren Einblick in das Leben und Denken in der Kommune. Wie im Lakeside Kunstforum üblich, stehen die Künstler nach der Präsentation dem Publikum Rede und Antwort. (Stefan Zwitter, DER STANDARD, 23.5.2012)