Im Sternwartepark dürfen Bäume und Pflanzen mitten in Wien seit 130 Jahren verwildern.

Foto: Robert Newald

Bei Uni-Betrieb und bei Führungen ist der Eintritt ins geschützte Gelände rund um die Sternwarte möglich.

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Für eine Totalöffnung müsste der Naturschutzbescheid der Stadt aufgehoben werden.

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Es geht aber auch um die Haftungsfrage bei Unfällen.

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Wien - Noch am Montag sah Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) der Öffnung des Sternwarteparks "positiv entgegen. Das ist das Ziel". Auch die Grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou sagte "jede Unterstützung" für die Öffnung des geschützten Gebiets in Währing zu: "Grünraum ist Lebensqualität für die Anrainer." Schon vor einer Woche hatte die Kronen Zeitung in ihrer Wien-Ausgabe getitelt: "Krone-Erfolg für mehr Grün in Wien. Sternwartepark wird jetzt geöffnet." Seit gestern, Mittwoch, ist aber alles anders.

Totalöffnung nicht möglich

Nach Protesten von Anrainern ist - vorerst zumindest - eine Totalöffnung des 1984 von der Stadt Wien zum Naturdenkmal erklärten Gebiets vom Tisch. So dürfen sich weiter Pflanzen und Tiere im natürlichen Rückzugsraum rund um die Universitätssternwarte mitten in der Stadt entfalten. Darauf einigten sich die Stadt Wien, die Uni Wien und der Eigentümer, die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), in einer Gesprächsrunde.

"Die Grünflächen sollen in einem ursprünglichen, naturnahen Zustand bleiben, also nicht umgestaltet werden", sagt BIG-Pressesprecher Ernst Eichinger. Rechtliche Konsequenzen einer Lockerung der Öffnungszeiten werden geprüft. Schon jetzt können Interessierte das Gelände bei Universitäts-Betrieb oder bei kontrollierten Führungen betreten. Eine Totalöffnung ist aber nicht möglich, da müsste der Naturschutzbescheid der Stadt aufgehoben werden.

"Auch die Haftungsfrage bei Unfällen muss geklärt werden", sagt Eichinger. Bei einem Baumbruch auf dem Gelände einer Kremser Schule wurde 2001 eine damals 14-Jährige schwer verletzt, die BIG wurde als Verantwortliche verurteilt.

Pflanzen und Bäume verwildern seit fast 130 Jahren

Im Sternwartepark, der 1883 in Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph I. eröffnet wurde, verwildern seit fast 130 Jahren Pflanzen und Bäume. Mehr als 100 verschiedene Arten hat der Botaniker Wolfgang Adler im 5,8 Hektar großen Grundstück dokumentiert. Seltene Bienenarten und das Wiener Nachtpfauenauge, der größte Schmetterling Europas, schätzen ebenfalls das Areal.

"Gut, dass der Sternwartepark nicht geöffnet wird", sagt Marcel Kneuer. Der Klubobmann der Grünen in Währing hat nach den Aussagen von Vassilakou im Standard das Gespräch mit der Vizebürgermeisterin gesucht - und gefunden. "Sie hat meine Argumente gut aufgenommen, dass der Sternwartepark Naturdenkmal bleiben soll." Anrainer Alexander Peschke traut dem Frieden nicht ganz, seine im Internet abrufbare Unterschriftenliste gegen die Öffnung kann weiter unterzeichnet werden.

Volksbefragung 1973

Schon einmal stand der Sternwartepark im Mittelpunkt politischer Auseinandersetzungen. Ein vom damaligen Bürgermeister Felix Slavik (SPÖ) unterstütztes Bauprojekt, das die Verbauung von 3615 m2 Grünfläche und die Schlägerung von 40 Bäumen zur Folge gehabt hätte, wurde 1973 nach der ersten Wiener Volksbefragung verhindert.

Damals hatte sich, anders als diesmal, die Krone auf die Seite der Bürgerinitiative geschlagen. Slavik trat zurück, sein Nachfolger wurde Leopold Gratz. Der Park blieb geschlossen. (David Krutzler, DER STANDARD, 24.5.2012)