Simmering gegen Kapfenberg, das nenn i Brutalität", befand einst der legendäre Travnicek alias Helmut Qualtinger. Er kannte die deutsche Linkspartei ja nicht.

Immer noch dominiert die Eurokrise die Politik. Viele Menschen in Deutschland leben in Armut. Von der Linkspartei hört man wenig dazu, laut und deutlich zu vernehmen sind seit Monaten bloß Macht- und Grabenkämpfe.

Jüngstes Beispiel: Da sagt die westdeutsche Katharina Schwabedissen (eine der Kandidatinnen für den Parteivorsitz), sie wolle die zerstrittenen Lager versöhnen. Und erklärt kurz darauf, mit Ost-Kandidat Dietmar Barsch werde sie die Partei sicher nicht führen, weil er so polarisiere.

Traum von der einigen Linkspartei

Doch diese tiefen Gräben zu überwinden ist jetzt die vorrangige Aufgabe der Linkspartei. Natürlich ist das Spitzenpersonal für eine Partei wichtig. Noch wichtiger ist aber die Kursbestimmung. Mitglieder wie Wähler müssen wissen, wohin die Reise geht. Bei der Linkspartei weiß man es nicht.

Wir sind Opposition, rufen die linken Fundamentalisten im Westen Deutschlands. Wir möchten mitregieren, kontern die Reformer im Osten. Wie zwischen diesen beiden Blöcken der Brückenschlag funktionieren soll, ist unklar.

Eines jedoch ist heute schon Gewissheit: Oskar Lafontaines Traum von einer einigen Linkspartei in Deutschland ist gescheitert. Es gibt keine starke Bewegung links der deutschen Sozialdemokratie. Es gibt bloß zwei linke Lager, die sich unversöhnlich gegenüberstehen. (Birgit Baumann, DER STANDARD Printausgabe, 24.5.2012)