Wien - "Unerträglich" findet der "Bund Sozialdemokratischer Juden" die kritischen Aussagen von Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) zur israelischen Politik. Darabos würde sich "unrühmlich zu jenen gesellen, die, wenn es um Israel geht, bemerkenswert einseitig agieren", heißt es in einem vom Vorsitzenden Robert Sperling und Generalsekretär Peter Munk unterzeichneten Schreiben an den Bundesminister, das vom "Jüdischen Medienforum" verbreitet wurde.

Darabos hatte in einem Interview mit der "Presse am Sonntag" Israels Drohungen gegen den Iran als "entbehrlich" und Außenminister Avigdor Lieberman als "unerträglich" bezeichnet. Zudem warf er Israel vor, "offenbar Außenfeinde wie den Iran oder auch die Palästinenser in den Vordergrund" zu stellen, um von inneren sozialen Problemen abzulenken. Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) hatte daraufhin klarstellen lassen, dass dies nicht die Meinung der österreichischen Bundesregierung sei.

Differenziertere Betrachtungsweise

In dem Schreiben der Sozialdemokratischen Juden heißt es ferner: "Sollten wir übersehen haben, dass Sie die erst vor wenigen Tagen publizierte Ankündigung des iranischen Generalstabchefs, Israel zu vernichten, als 'unerträglich' quittiert hätten - immerhin der Militärchef eines Regimes, das mit buchstäblich allen Mitteln an der Atombombe baut? Und haben wir vielleicht überhört, dass Sie den jahrelangen Raketendauerhagel aus dem von der Hamas kontrollierten Gazastreifen auf israelische Städte, Siedlungen und sonstige zivile Ziele als 'unerträglich' empfunden hätten? Gerade von Ihnen als Sozialdemokraten hätten wir uns eine differenziertere Betrachtungsweise erwartet!" (APA, 25.5.2012)