Athen - Ein drastischer Rückgang des Lebensstandards, die Halbierung der Einkommen und ein explosionsartiger Anstieg von Arbeitslosigkeit und Inflation: Mit derart düsteren Prognosen warnt die National Bank of Greece die Griechen rund drei Wochen vor der Neuauflage der Parlamentswahl vor einem Austritt aus der Euro-Zone. Das Pro-Kopf-Einkommen würde um 55 Prozent sinken, die neue Währung gegenüber dem Euro um 65 Prozent an Wert verlieren und die seit fünf Jahren andauernde Rezession um 22 Prozent anziehen, schrieb die größte griechische Bank, die bei Vorlage ihrer Zahlen für das erste Quartal am Mittwoch einen Verlust ausweisen dürfte.

Pest und Cholera

Die NBG erklärte, sie wolle mit ihrer Warnung vor den Folgen eines Austritts aus der Euro-Zone zum Dialog beitragen. Die Parlamentswahl am 6. Mai hatte keine klaren Mehrheitsverhältnisse zwischen Anhängern und Gegnern eines mit den Gläubigern Griechenlands vereinbarten 130 Milliarden Euro schweren Konsolidierungs- und Sparprogramms erbracht. Nach der jüngsten Umfrage liegen die Befürworter des Programms derzeit leicht in Führung. Die Wahl wurde für den 17. Juni angesetzt.

Auch ohne einen Austritt Griechenlands sind die Folgen des aus Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen bestehenden Sparprogramms schon hart genug. Es löste eine Welle von Firmenzusammenbrüchen und teils gewaltsamen Protesten aus. Die Arbeitslosenquote liegt bei 22 Prozent, unter den 15- bis 24-jährigen Griechen ist sogar jeder zweite ohne bezahlte Arbeit. Zwei Drittel der Bevölkerung lehnen die Lohn- und Pensionskürzungen ab, die meisten Griechen wollen aber den Euro als Währung behalten. (APA, 30.5.2012)