Moskau - Vier Monate nach dem umstrittenen Durchbruch zu dem Millionen Jahre alten Wostoksee in der Antarktis sind Proben aus dem Gewässer im Hafen von St. Petersburg eingetroffen. Russische Experten erhoffen sich von der Analyse unter anderem Erkenntnisse über neue Mikrobenarten. Das Forschungs- und Versorgungsschiff "Akademik Fjodorow" sei in der ehemaligen Zarenmetropole vor Anker gegangen, bestätigten die Zollbehörden in St. Petersburg am Mittwoch. Die Proben sollen am Donnerstag in das Naturwissenschaftliche Institut für Arktis- und Antarktis-Forschung gebracht werden.

Von dem unberührten Ökosystem erhoffen sich Wissenschafter unter anderem neue Erkenntnisse über den Wandel des Weltklimas. Die Mission stößt aber auch auf Kritik. Westliche Forscher fürchten, dass durch das Eindringen eines kontaminierten Bohrers das Ökosystem verschmutzt werden könnte - immerhin war der See seit etwa 500.000 Jahren völlig isoliert.

Russische Forscher hatten den Wostoksee Anfang Februar nach 30 Jahre langen Arbeiten durch fast vier Kilometer dickes Eis angebohrt und Proben der Wasseroberfläche und des benachbarten Gletschers entnommen. Medien in Moskau sprachen vom größten Erfolg der Antarktis-Forschung der vergangenen 100 Jahre, einige Experten verglichen die Bedeutung des Ereignisses gar mit der Mondlandung. (APA/red, derStandard.at, 30.5.2012)