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Hannes Royer, Gründer der Plattform "Wir Bauern Online".

Foto: Land schafft Leben/APA-Fotoservice/Preiss

"Das Konzept ist einfach so grundpositiv, dass es sich verwirklichen lassen muss." Hannes Royer gerät ins Schwärmen, wenn er über seine "Vision" spricht. Die Vision hört auf den Namen "Wir Bauern Online" und ist ein soziales Netzwerk, das er aus der Taufe gehoben hat. "Die Idee hatte ich bereits vor vier Jahren", erzählt Royer im Gespräch mit derStandard.at. Sie war inspiriert von der Begeisterung für soziale Netzwerke als Vernetzungs- und Informationskanäle. Dann kam die Frage: "Warum haben wir Bauern so etwas nicht?"

Royer, selbst Landwirt aus Rohrmoos bei Schladming, will mit seiner Plattform die Bauernschaft vereinen. In Österreich gibt es rund 200.000 bäuerliche Betriebe: "Das sind 500.000 Personen, die wir ansprechen können." Eine große Zielgruppe also.

Maschinen online reservieren

Das Prinzip von "Wir Bauern Online" scheint einfach, das Ziel lautet: Rascher Informationsaustausch und das Managen von Ressourcen. Die Registrierung ist kostenlos. Herzstück des Portals ist der  "Maschinenmanager". Ein Werkzeug, das dem Verwalten von Maschinen dient. Hat ein Bauer einen Mähdrescher oder ein anderes Gerät zu verleihen, gibt er das via Eintrag bekannt.

Braucht jemand eine Maschine, so kann er sehen, welche wo und zu welchen Konditionen verfügbar sind. Derzeit, so Royer, "geht der Informationsfluss über so viele Ebenen. Das dauert wahnsinnig lange." Effizienz ist das Zauberwort, von dem alle profitieren sollen: "Es soll zu einem großen Werkzeug für die Bauernschaft werden."

Weil Kinderkrankheiten ausgemerzt werden mussten, erfolgte der Startschuss für "Wir Bauern Online" erst jetzt. Das Portal selbst ist seit Mitte Jänner in einer Beta-Version online. Bereits mit Erfolg, wie der 35-jährige Gründer berichtet. Bis dato haben sich rund 5.000 Personen registriert. Ein Selbstläufer, so der Landwirt: "Mit unserer Einladungsfunktion zum Weiterverbreiten ist das sehr schnell gegangen." Neben dem Maschinenmanager finden sich noch Veranstaltungshinweise und Community-Funktionen auf der Seite. Die Gruppe "Bauernstadl" firmiert zum Beispiel als "Vermarktungsgemeinschaft für landwirtschaftliche Produkte aus der Süd-Oststeiermark".

Bis zu 30.000 Euro pro Jahr

Finanzieren will sich das Start-up nicht über Mitgliedschaften, die sind kostenlos, sondern über Premiumseiten. Firmen aus dem landwirtschaftlichen Umfeld und Privatpersonen können sich diese mieten. Die Kosten dafür variieren sehr stark. Die billige Basisversion gibt es um 300 Euro pro Jahr, die exklusive Variante kann mit rund 30.000 Euro zu Buche schlagen. "Je nach Aufwand", sagt Royer und nennt als Beispiel integrierte Videofeatures, die ihren Preis haben.

Was hat etwa eine Molkerei davon, auf der Plattform präsent zu sein? Daten wie Milchmengen, Inhaltsstoffe und Richtlinien ließen sich sehr schnell verbreiten, erklärt er: "Unternehmen können alle relevanten Informationen in das Netzwerk integrieren und täglich mit den Lieferanten kommunizieren." Die Vision: "Bauern sollen hier alles finden." Fixe Verträge mit Betrieben sind noch nicht abgeschlossen, das Interesse ist dem Initiator zufolge aber "sehr groß". Die Akquise beginne gerade erst.

Gewinn in zwei Jahren als Ziel

Alleine in die Entwicklung des Maschinenmanagers wurden bis jetzt rund 200.000 Euro gepumpt, verrät Royer. Bis das Portal Gewinn abwirft, wird es noch dauern. "Wir Bauern Online" sieht er als langfristiges Investment. "Es wäre schön, wenn es in eineinhalb oder zwei Jahren klappt." Treiben lassen will er sich nicht vom Blick auf die Quartalszahlen, im Fokus stehe nachhaltiges Wirtschaften. Als Landwirt ist er das gewöhnt: "Ich lebe in einem Bauernhaus, das 800 Jahre alt ist. Der Hof ist seit 150 Jahren im Familienbesitz." Langfristigkeit aus Tradition.

Um den Prozess zu beschleunigen, hat sich der Gründer einen Partner ins Boot geholt. Die mmc Agentur, zuständig für das Design der Seite und die technische Umsetzung, hält Anteile am Unternehmen. "Ich bin als bodenständiger Bauer mit Leuten zusammengekommen, die technisch hoch versiert sind." Für ihn eine ideale Kombination. Die Mehrheit will er aber nicht aus der Hand geben: "Damit das Portal allen offen steht, muss es wirtschaftlich und politisch unabhängig sein." Derzeit sind zwei Personen für "Land schafft Leben", so heißt die Firma hinter "Wir Bauern Online", beschäftigt. Und Royer. "Praktisch Vollzeit", neben seinem Brotberuf als Jungviehzüchter.

Momentan keine Werbung auf der Seite

Banner-Werbung als zusätzliche Finanzierungsschiene komme zwar prinzipiell in Frage, momentan sei aber nicht daran gedacht, weil: "Werbung auf Seiten stört mich selbst massiv." Wenn er das Portal rein über den Verkauf von Premiumseiten stemmen kann, möchte er gänzlich auf Reklame verzichten. Aber: "Ich weiß natürlich nicht, wie es in einem Jahr ausschaut."

Die Zuversicht, mit der Idee zu reüssieren, schöpft Royer aus der bisherigen Resonanz und der Einzigartigkeit des Portals. "Ich bin immer nur bestärkt worden. Das ist sehr positiv und gibt Kraft." Laut dem Steirer gibt es in ganz Europa nichts Vergleichbares. Ein Export in andere Länder biete sich an, die Etablierung in Österreich habe aber Priorität. Den gesamten deutschsprachige Raum hat er als Zielgebiet im Visier, denn: "Warum soll ein Bauer aus der Schweiz andere Bedürfnisse haben als einer in Österreich?" (Oliver Mark, derStandard.at, 31.5.2012)