So was aber auch. Da wollen glatt die katholische und die evangelische Kirche just zur Documenta-Zeit in Kassel Kunst im öffentlichen Raum aufstellen. Nicht etwa ärgeren Kitsch, sondern ernstzunehmende Objekte. Worauf Documenta-Chefin Carolyn Christov-Bakargiev sich und die Freiheit der Documenta bedroht fühlte. Vielleicht ist es ja ein Symptom für eine milde Verfolgungsneurose; jedenfalls nennt Christov-Bakargiev ihre Ko-Kuratorinnen und -Kuratoren Agenten. Und die schickte die Oberin des Documenta-Ordens flugs aus, um der gegnerischen Kunstmannschaft die unmissverständliche Botschaft zu überbringen: Nichts außer der Documenta darf während der Documenta in Kassel verehrt und gesehen werden. Doch Konkurrenz muss eine Schau von und für die Welt aushalten.

Wovor also fürchtet sie sich? Welches Kunst- und Welt- und Demokratieverständnis pflegt sie? Es klingt jedenfalls abgedreht und, äh, amüsant, wenn sie mit einer wilden Mischung aus Quanten- und Atomphysik recht frei unser Weltbild überpinselt, Emanzipation für Erdbeeren und Wahlrecht für Hunde fordert.

Dass sie ihren Lebenspartner Cesare Pietroiusti in den Documenta-Künstlerkreis aufgenommen hat, ist, so gesehen, noch das Verständlichste, was man im Vorfeld so alles zu hören kriegt. Dass - außer dem Experimentalphysiker Anton Zeilinger - kein Österreicher unter den Erwählten ist, schon viel weniger. (Andrea Schurian, DER STANDARD, 2./3.6.2012)