Ehepaar und Ballettstars der Wiener Staatsoper: Kirill Kourlaev und Maria Yakovleva, die ihr Zuhause zum Relaxen nützen. Getanzt wird hier eher selten.

Foto: Lisi Specht

Das Ehe- und Tänzerpaar Maria Yakovleva und Kirill Kourlaev wohnt im vierten Wiener Bezirk. Michael Hausenblas besuchte die zwei und erfuhr, was ihnen dieses Zuhause bedeutet.

"Das war ein Wahnsinn. Wir hatten nur eine Woche lang Zeit, um eine neue Wohnung zu finden. Wir sind gerade aus dem Urlaub zurückgekommen, es gab wohl ein Missverständnis mit der Hausverwaltung. Jedenfalls mussten wir sofort aus unserer alten Wohnung raus. Wir haben also alle möglichen Zeitungen und das Internet nach Wohnungen in der Nähe der Staatsoper durchsucht. Gefunden haben wir nichts - zumindest nichts, was uns gefallen hätte.

Schließlich haben wir uns für eine Wohnung in der Operngasse entschieden, die uns aber auch gar nicht gefallen hat. Meine Frau Maria hat gesagt: 'Schau doch bitte noch einmal ins Internet.' Ich kann mich gut erinnern. Sie kam gerade sehr müde von der Oper nach Hause. Und ich habe erwidert: 'Ich hab doch erst vor drei Stunden geschaut.' Gut, hab ich's halt noch einmal probiert. Und tatsächlich habe ich dann diese wunderbare Wohnung hier gefunden. Die Dame von der Immobilienagentur musste ich quälen, damit wir gleich einen Besichtigungstermin bekommen. Wir haben uns dann sofort entschieden. Was für ein Glück!

Zuvor haben wir ein Stückchen näher bei der französischen Botschaft gewohnt, jetzt sind wir ein bisschen in Richtung Südbahnhof gerückt. Wir hatten auch schon einmal in der Neustiftgasse gewohnt und im fünften Bezirk. Am 1. September wird es ein Jahr sein, dass wir hier daheim sind. Wir schätzen diese Gegend. Auch die Nähe zu den Botschaften. Das vermittelt uns ein Gefühl von Sicherheit. Schließlich werden solche Einrichtungen gut bewacht.

Das Haus ist ein Altbau, errichtet so um 1900. Erst vor kurzem wurde es völlig renoviert. Die Aura passt. Das hat sicher auch mit der beeindruckenden Raumhöhe zu tun. Und außerdem genießen wir einen wunderschönen Ausblick in einen großen privaten Garten mit einem Fischteich. Das Schloss Belvedere mit seinem Park ist auch gleich um die Ecke. Wir waren dort schon ein paar Mal zum Joggen.

Und es ist nicht weit zur Oper - ein weiterer Vorteil. Meistens fahren wir mit dem Motorroller oder mit dem Fahrrad zur Arbeit. Außerdem hört man keinen Straßenlärm. Das ist sehr wichtig, wenn wir uns am Nachmittag zwischen den Proben und der Aufführung am Abend ausruhen müssen. Hell ist es auch, die Raumaufteilung passt ebenfalls. Die Wohnung hat 92 Quadratmeter, es gibt einen geräumigen Flur, das Wohnzimmer, das Schlafzimmer, ein weiteres kleines Zimmer, das WC, ein relativ großes Bad, und natürlich die Küche. Wenn wir Zeit haben, kochen wir gern. Am liebsten koche ich faschierte Laibchen mit Bratkartoffeln. Und Suppe! Ohne Suppe geht gar nichts.

Die Wohnung ist gemietet. In dieser Gegend etwas zu kaufen, können wir uns nicht leisten. Im Falle eines Lottogewinns würden wir es uns allerdings überlegen, sofort mit dem Eigentümer dieser Wohnung zu sprechen. Ansonsten würde uns die Innenstadt mit einem Balkon ganz gut gefallen. Oder die Alte Donau. Dort gibt es sogar eine Rudolf-Nurejew-Promenade. Ferienhaus oder so was brauchen wir nicht. Da müsste man ja jedes Jahr an denselben Platz fahren.

Unser Lieblingsplatz ist die große Couch im Wohnzimmer. Dort ruhen wir uns aus und schauen fern, vor allem Serien. Wir mögen Dr. House, CSI und solche Dinge. Das ist gut, wenn man vom Ballett abschalten will. Apropos: Meine Frau kann stundenlang in der Badewanne liegen und lesen. Jeden Abend nach der Vorstellung ist das ein Muss für sie. Das ist gut für die Muskulatur. Nur getanzt wird hier selten. Höchstens, wenn es um eine spezielle Figur geht. Aber natürlich sprechen wir viel übers Tanzen. Wenn einer von uns beiden nervös ist, dann redet ihm der andere gut zu." (DER STANDARD, 9./10.6.2012)