Alles für die Kunst: Margit Zimmermann.

Foto: Markus Senn

Innsbruck - Die Pianistin Iris Gerber (geb. 1956 in Bern) interpretiert mit Vorliebe zeitgenössische Musik, und sie ist interdisziplinär im Bereich bildender Kunst und als Performancekünstlerin tätig. Vergangenes Jahr hat sie nun ihren literarischen Erstling, den biografischen Roman Nachtwerk (Zytglogge 2011), vorgelegt.

Darin begibt sich Gerber auf die Spuren ihrer ehemaligen Klavierlehrerin, der Musikerin und Komponistin Margit Zimmermann. Als die betagte Dame vor einigen Jahren wegen fortschreitender Demenz in ein Heim übersiedeln musste, übernahm Gerber das Archiv der Komponistin.

Bei Durchsicht der Kisten voller Noten, Fotoalben und Briefe erkannte Gerber die außergewöhnliche Persönlichkeit ihrer ehemaligen Lehrerin. Margit Zimmermann (geb. 1927 in Bern) war schon in jungen Jahren besessen von Musik. Sie studierte Klavier, daneben ließ sie sich zur Schneiderin ausbilden. Daher rührt auch die stilsichere Eleganz ihrer Abendgarderobe bei den Konzertauftritten.

Es folgten Studienaufenthalte in Lausanne und Paris - unter anderem beim Komponisten Arthur Honegger - und ein Abschluss als Operndirigentin. Sie komponierte Werke für großes Orchester ebenso wie für Kammermusik-Ensembles und sie entwickelte ein spezielles Vierteltonsystem.

Kunst war für Zimmermann ein Müssen, und dafür verbrauchte sie sich. Jahrzehntelang unterrichtete sie tagsüber und komponierte in der Nacht. Oft gönnte sie sich nur wenig Schlaf, bisweilen vergaß sie zu essen. Die meisten Informationen zu ihrem Buch entnimmt Gerber dem Nachlass der Komponistin und aus Gesprächen mit Angehörigen.

Zimmermann selbst konnte sie zu ihrem Leben nicht mehr befragen. Sie lebt in sich zurückgezogen und ist für die Welt nicht mehr zugänglich. Heute liest Iris Gerber um 20.00 Uhr im Literaturhaus am Inn aus ihrem Roman Nachtwerk. (Dorothea Nikolussi-Salzer, DER STANDARD, 12.6.2012)