Bild nicht mehr verfügbar.

Schlaganfälle bei jüngeren Menschen verlaufen in vielen Fällen "stumm" oder so untypisch, dass man nicht an einen Schlaganfall denkt.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Schlaganfälle werden bei jüngeren Menschen häufig übersehen, meint Franz Fazekas, Leiter der Universitätsklinik für Neurologie der MedUni Graz, anlässlich des 22. Meetings der Europäischen Neurologengesellschaft (ENS) in Prag.

Im Rahmen der Sifap-Studie (Stroke in Young Fabry Patients Study) wurden rund 3.000 Patienten zwischen 18 und 55 Jahren aus 15 europäischen Ländern mittels MRT untersucht. Sie hatten kurz zuvor entweder einen durch die Verstopfung eines Blutgefäßes im Gehirn hervorgerufenen ("ischämischen") Schlaganfall oder eine Transitorische ischämische Attacke (TIA), eine Durchblutungsstörung des Gehirns mit sich selbstständig zurückbildenden neurologischen Ausfallerscheinungen, erlitten. 

"Stumme" Schlaganfälle

"Wir beobachteten, dass fast ein Viertel der untersuchten Personen schon früher einmal einen Hirninfarkt erlitten hatten. Selbst bei jenen Personen, die nie zuvor Zeichen eines Schlaganfalls bemerkt hatten, wurden in 18,8 Prozent alte Hirninfarkte gefunden", so Fazekas.

"Schlaganfälle bei jüngeren Menschen verlaufen also wohl in vielen Fällen 'stumm‘ oder so untypisch, dass man nicht an einen Schlaganfall denkt. Das sollte künftig in der klinischen Praxis stärker berücksichtigt werden und bei verdächtigen Symptomen häufiger die Indikation für eine MRT Untersuchung des Gehirns gestellt werden".

Auch die in der Studie offensichtlich gewordene häufige Manifestation von Schlaganfällen im Versorgungsgebiet der hinteren Gehirnschlagader (A. cerebri posteriori) bei jüngeren Männern müsse weiter untersucht werden, so Fazekas. Ihr Verschluss führt typischerweise zum Ausfall des Gesichtsfeldes der Gegenseite, aber auch zu kognitiven und Bewusstseinsstörungen. Insbesondere sei zu klären ob diese Häufung mit einer Migräne-Anamnese verbunden sei. 

Vielfältige Ursachen

Die Ursachen des Schlaganfalls im Alter zwischen 18 und 55 Jahren sind vielfältig. Die in der Studie beobachtete hohe Zahl von lakunären Infarkten weist auf die große Bedeutung vaskulärer Risikofaktoren als Schlaganfallursache bereits im jungen Alter hin. Weitere häufigere Ursachen sind Gefäßverletzungen, aber auch seltene Krankheiten wie genetisch bedingte Defekte.

Ein Auslöser ist auch der angeborene Gendefekt bei Morbus Fabry. Durch den zugrunde liegenden Stoffwechseldefekt kommt es dabei zu einer Ablagerung bestimmter Lipide in einzelnen Organen, unter anderem in den Zellen der Blutgefäße des Gehirns. (red, derStandard.at, 12.6.2012)