"... kein Que[e]rbau in der Seestadt Aspern?", fragt der Verein schon etwas entmutigt auf seiner Website. So oder so ähnlich wie auf diesem Info-Folder soll das Haus mit 26 Wohneinheiten jedenfalls aussehen.

Grafik: Que[e]rbau/Outro

Das Projekt der Baugruppe "Seestern Aspern" ist dagegen schon auf Schienen, allerdings sucht die Gruppe fieberhaft nach weiteren Mitstreitern.

Foto: Seestern

Am Samstag wird Wiens "queere" Community im Rahmen der Regenbogenparade wieder ausgelassen den Ring umrunden. Allen ist aber nicht zum Feiern zumute: Die Mitglieder des Vereins "Que[e]rbau", der sich um einen Baugruppen-Platz in der "Seestadt Aspern" beworben hat, stehen allesamt "ein wenig traurig da", wie Initiator Andreas Konecny gegenüber derStandard.at sagt.

Der Grund: Die Gruppe wird aller Voraussicht nach ihr geplantes Projekt nicht umsetzen können.

Pochen auf "eigenständige Gruppe"

Kurze Rückblende: Schon Im September wurde dem Verein in der ersten Runde der Konzept-Begutachtungen die Zusammenarbeit mit einer anderen Gruppe nahegelegt. Das wurde zwar kurz überlegt, aber dann wollte man doch "eine eigenständige Gruppe sein", wie Konecny meint. Man suchte sich selbst einen Bauträger als Partner und reichte das Konzept neuerlich ein - zur Realisierung auf einem anderen Baufeld (D16/17) als auf jenem für die Baugruppen, finanziell getragen von der Genossenschaft WBV-GPA.

In der Sitzung des Beirats des Wohnfonds Wien am 23. Mai wurde dann aber wieder einem anderen Projekt für dieses Baufeld der Vorzug gegeben. "Wir schaffen es irgendwie einfach nicht, unser Projekt reinzukriegen", sagt Konecny resignierend.

"Warum ein gutes Projekt aussieben?"

Das Konzept des Vereins "Que[e]rbau" umfasst ein Wohngebäude, das auch Wohnungen für "queere" Asylwerber bietet - also Personen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung in ihrer Heimat verfolgt wurden. Dass es dagegen "ideologische" Vorbehalte irgendwelcher Art gebe, will Konecny nicht glauben: "Die Aspern-Entwicklungsgesellschaft Aspern 3420 versicherte uns, dass sie uns haben wollen", und auch im Wohnfonds sei das Projekt an sich gut angekommen, so der Initiator.

Konecny ist sich bewusst, dass das "Konkurrenzprojekt", dem man schließlich unterlegen sei, "auch ein ganz tolles ist": In Zusammenarbeit mit dem Verein "Neunerhaus" sollen dabei auch Wohnungen für Obdachlose entstehen. Was er aber nicht ganz einsehen will: "Warum muss man unbedingt ein Projekt aussieben, wenn man doch zwei gute hat?"

Andere Baufelder möglich

Das Protokoll der Sitzung vom 23. Mai wurde noch nicht veröffentlicht. Wenn es so weit ist, will sich Konecny die Begründung jedenfalls "sehr genau anschauen". Falls es mit dem "queeren" Wohnbau in Aspern nichts mehr wird, "dann versuchen wir es auf jeden Fall woanders weiter", kündigt er an.

Die Projektleiterin der Stadt Wien für die Seestadt Aspern, Christine Spieß, appelliert an den Verein, nicht aufzugeben: "Was wir derzeit planen, ist ja zunächst nur einmal der südliche Teil der Seestadt." Sie hält es für gut möglich, dass Konecnys Gruppe noch einen Platz in Aspern finden wird. Zu den Entscheidungen der Jury will sie sich zwar wegen der noch fehlenden Öffentlichmachung nicht äußern - noch im Juni soll es dazu eine Pressekonferenz geben -, doch es wäre aus ihrer Sicht sehr schade, wenn diese "engagierten Leute" nicht Teil der Seestadt-Community sein könnten. Sie will nun das Gespräch mit der Gruppe suchen.

"Seestern" mit Migra

Jene fünf Baugruppen, die auf dem Baufeld D13 in der Seestadt mit hoher Wahrscheinlichkeit bauen werden, hat sie schon kennengelernt, so Spieß im Gespräch mit derStandard.at. Von diesen gibt es Positiveres zu berichten, etwa vom "Seestern". Auch dort hat man sich mit einem Bauträger verbündet, und zwar mit der Migra. Diese wird den (geförderten) Bau vorfinanzieren, der "Verein Seestern" wird nach Fertigstellung als Generalmieter auftreten, erklärt Koordinatorin Petra Hendrich. Eine Kaufoption ist auch bereits vereinbart, der Verein (und nur dieser, nicht die einzelnen Wohnungsmieter) werde das Gebäude ab zehn Jahre nach Erstbezug und nach entsprechendem Beschluss als Eigentümer übernehmen können.

Die Mitgliedersuche erweist sich aber nach wie vor als zäh. Elf Personen umfasst die Kerngruppe, "das wären schon einmal die ersten sechs Wohnungen", so Hendrich zuversichtlich. Finden sich nicht genügend Vereinsmitglieder bis zum Bezug des Gebäudes, werden Migra und Wohnservice Wien die restlichen Wohnungen vergeben.

Wohnungen für "besondere Situationen"

Ein Teil der Wohneinheiten soll aber auch einer kurzfristigen Vergabe an Menschen "in besonderen Lebenssituationen" wie nach Trennungen oder während des Studiums offen stehen, darauf hat sich der Verein akkordiert. Positiver Nebeneffekt: "Diese Wohneinheiten bieten andererseits auch den permanenten Bewohnern die Möglichkeit, ihren Wohnraum flexibel zu erweitern und zu verkleinern", erklärt Hendrich im Gespräch mit derStandard.at.

Über den Sommer will die Gruppe nun neue Mitglieder suchen, die Vergrößerung des Vereins steht im Fokus. 27 Wohnungen will der "Seestern" Ende 2014 beziehen, als eine von fünf Baugruppen, die sich auf dem Baufeld D13 niederlassen werden. Ab September wird es Planungsworkshops geben, zu den einzelnen Wohnungen und zu den Gemeinschaftsflächen. Von diesen bereits fix eingeplant - was wohl auch als "Zuckerl" für potenzielle Mitstreiter verstanden werden kann - sind die Sauna mit Kaminzimmer und die Terrasse am Dach. (Martin Putschögl, derStandard.at, 15.6.2012)