Fünfundzwanzig Seiten lang ist die Liste der Weltgesundheitsorganisation, in der sich auf einer fünfteiligen Skala die Einstufung diverser Dinge befindet, die Krebs auslösen könn(t)en. Manche davon sind recht speziell, aber auch Kaffee und Tee finden sich darauf, Sonnenstrahlung ebenso wie Haarfärbemittel. Erstellt wird die Einteilung anhand wissenschaftlicher Studien, regelmäßig wird die Einschätzung evaluiert.

Wie nun beim Diesel. Der wurde im Vergleich zum Jahr 1988 von "wahrscheinlich krebserregend" auf "krebserregend" gesetzt. Grundlagen sind Studien an Arbeitern, die besonders stark Dieselabgasen ausgesetzt sind - aus der Vergangenheit weiß man aber, dass sich die Resultate in der Allgemeinbevölkerung spiegeln. Nun ist es mit Krebswarnungen immer heikel, da der Auslöser der Erkrankung nicht immer eindeutig festzustellen ist. Und technischer Fortschritt könnte das Risiko wieder senken. Aber zu denken geben sollte die Warnung.

Denn: Benzin ist laut WHO-Einschätzung unverändert "möglicherweise krebserregend". Dennoch ist es in Österreich höher besteuert als Diesel. Doch die nationalen Widerstände gegen Pläne der EU-Kommission (die das aber aus Klimaschutzgründen will) zu einer Umkehr der Steuerlast sind heftig. Autofahrer sind schließlich Wähler. Die WHO-Einschätzung könnte das ändern - denn Steuervorteile für Krebserreger sind schwer argumentierbar. (Michael Möseneder, DER STANDARD, 14.6.2012)