Bahnverbindung mit Radmitnahme Wien- Lienz-San Candido / Innichen täglich 8.29-15.23. Die Dolomitenresidenz in Sillian bietet im Sommer Pakete für sieben Nächte: HP ab 639 Euro/Person. Empfehlung: "Radatlas Osttirol" von bikeline (11,90 Euro).

Drau-Radweg
Osttirol
Sporthotel Sillian

Foto: Osttirol Werbung

Wer ist stärker - der Ehrgeiz oder der innere Schweinehund? Diese Frage stellt sich bei jedem Flussradweg, den man auf- oder abwärtsradeln kann. Nirgendwo ist der Kontrast krasser als beim ersten Teil des Drau-Radweges zwischen Toblach und Lienz. Denn ob man 570 Höhenmeter bergauf oder bergab fährt, macht einen ziemlichen Unterschied.

In Lienz mit der Bahn aus Wien angekommen - es gibt täglich eine Direktverbindung mit Radwagon -, entscheiden wir uns für die sanfte Variante. Das ist das Schöne am Radeln in Osttirol: Umgeben von 3000ern kann man es einfach rollen lassen und muss nur manchmal in die Pedale treten.

Der Regionalzug bringt uns über die Grenze nach Innichen auf der Südtiroler Seite des Hochpustertals. Von dort ist es nur ein kurzer Abstecher zum Drau-Ursprung in Toblach, der sich als tristes Rinnsal erweist. Dafür bieten die Dolomiten eine prachtvolle, fast schon unwirkliche Bergkulisse.

Die 45 Kilometer nach Lienz sind selbst mit Familien in ein paar Stunden zu schaffen - auf einem Radweg, der die meiste Zeit mit leichtem Gefälle entlang des Flusses und im unteren Teil meist durch den Wald führt. Man kann aber auch ein paar Tage noch oben im Hochpustertal bleiben, und am besten gleich in Sillian. Direkt am Radweg liegt mit der Dolomitenresidenz Sporthotel Sillian eines der besten Hotels entlang des ganzen Drau-Radwegs, in dem man sich trotz Vier-Sterne-Niveaus auch in Radmontur wohlfühlen kann. Es bietet eine große Wellness-Landschaft - eine Blocksauna in der Größe eines ganzen Hauses - sowie eine hervorragende Küche. Und das zumindest im Sommer zu recht moderaten Preisen.

Sportradler können die Hochpustertaler Höhenstraße ausprobieren (30 Kilometer). Die wirklich Ehrgeizigen strampeln über den 2050 Meter hohen Stallersattel nach Lienz. Von dort geht es auch wieder mit der Bahn zurück. Oder sie wählen die südliche Route über den ebenfalls schweißtreibenden Kartitscher Sattel (1525 Meter) ins traumhaft schöne Lesachtal und über den etwas gutmütigeren Gailbergsattel (980 Meter) ins Drautal, das wieder zurück nach Lienz führt.

Eine Gelände-Alternative fürs Mountainbike: Von Sillian aus lässt sich etwa der Marchkinkele (2545 Meter) erklimmen, ein sehr beliebtes Skitourenziel im Winter. Vom Ausgangspunkt des Karnischen Höhenwegs kann man auch auf der Leckfeldalm strampeln.

Wer das Rad einen Tag stehen lassen will, der fährt mit der Hochpustertaler Bergbahn gegenüber der Dolomitenresidenz auf den Thurnthaler hoch und wandert von dort zum Thurntaler See oder in Richtung Villgraten. Auf der Südseite des Tals kann man stattdessen auch eine Bergtour zwischen den Lienzer und Sextener Dolomiten unternehmen.

In Sillian gibt es eine Reihe von freundlichen Gasthöfen und Pensionen, ebenso wie in einigen anderen Orten entlang des Radwegs. Mehr Unterkünfte finden sich in der Bezirkshauptstadt Lienz, darunter das hochpreisige Grandhotel. Von Bergromantik allerdings ist im Lienzer Becken nicht mehr viel zu spüren, dafür starten hier zahlreiche Radrouten - etwa ins Iseltal nach Matrei und dann hinauf zum Felbertauern, oder ins Mölltal Richtung Obervellach.

Der Glockner ruft nur manche

Wer wirklich alles geben will, der wagt die Großglockner-Runde: mit dem Rad-Shuttle durch den Felbertauern-Tunnel nach Mittersill und dann retour über die Großglockner-Hochalpenstraße. Noch schlimmer als die Steigungen (das Hochtor liegt auf 2576 Meter Seehöhe) sind auf dieser legendären Route nur die vielen Motorradfahrer, die an einem ständig unverschämt vorbeibrausen.

Für die Schweinehund-Partie ist das allerdings nichts. Die bleibt auf dem Drau-Radweg, der gemächlich durch das breite Tal gen Osten führt, meist direkt am Fluss und gespickt mit hübschen Picknickplätzen. Für Geschichtsinteressierte bieten sich kurze Abstecher zu den römischen Ruinen in Aguntum und in Lavant an.

Bei Oberdrauburg hat man Osttirol bereits verlassen. Radeln in Kärnten ist auch schön, aber seien wir uns ehrlich: Bei der Frage "Wos woa mei Leistung?" klingt Osttirol nach mehr. (Eric Frey, Album, DER STANDARD, 16.6.2012)