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Das Linksbündnis Syriza blieb trotz massiver Zugewinne unter den (hohen) Erwartungen.

Foto:Kostas Tsironis/AP/dapd

Das vielzitierte Aufatmen der Märkte nach dem Sieg der Konservativen in Griechenland dürfte sich bei näherem Hinsehen als Schnappatmung entpuppen. Im Land der Hellenen grüßt am Tag nach der Wahl das gleiche alte Murmeltier, das die Misere in jahrzehntelanger Kleinarbeit verursacht hat. Schon bald könnte sich der freundliche Nager den Märkten als böser Kater erweisen. Den Griechen selbst sowieso.

Am fatalen Stillstand in der griechischen Politik hat sich nämlich rein gar nichts geändert. Keine Spur vom erhofften und von Europa verlangten Aufbruch in neue Zeiten. Die konservative Nea Dimokratia (ND) braucht die sozialdemokratische PASOK zum Regieren, PASOK will nicht ohne das Linksbündnis Syriza, Syriza nicht mit der ND.

Verständlich, dass die schon im Mai katastrophal abgestrafte PASOK nicht weiter in Richtung Bedeutungslosigkeit segeln will. Verständlich, dass die enttäuschte Syriza nicht ohne Not die Mühen der Ebene auf sich nehmen und eine konservativ geführte Regierung unterstützen will. Nachhaltigkeit sieht aber anders aus. Eine tragfähige, das europäische Diktat exekutierende Regierung, wie sie sich die Märkte wünschen, ist nicht in Sicht. Eine Linksregierung ebenso wenig. Wieder schlägt die Stunde der Taktierer. Das haben die krisengeplagten Griechen nicht verdient.

Darum gleicht der konservative Wahlerfolg schon heute auch mit freiem Auge einem Pyrrhussieg. Ein Sieg der Syriza hätte dem Taktieren ein Ende gesetzt, wenn auch ein Ende mit Schrecken. So droht dem rapide verarmenden Land ein Schrecken ohne Ende. Nächster Halt: Neuwahl, die dritte. (Florian Niederndorfer, derStandard.at, 18.6.2012)