Bereit, alles zu geben: Ben (Mark Duplass, li.) und Andrew (Joshua Leonard) in  "Humpday".

Foto: Stadtkino Wien

Wien - Ein Besucher mit Waldschratbart trifft eines Nachts überraschend im Haus seines inzwischen verheirateten Jugendfreundes ein. Andrew (Joshua Leonard) und Ben (Mark Duplass) haben einander viele Jahre nicht gesehen. Der eine schickt ab und an eine Ansichtskarte aus der weiten Welt, der andere ist sesshaft geworden und bastelt mit seiner Frau Anna (Alycia Delmore) an Nachwuchs. Die beiden Männer haben einander immer noch gern. Aber hinter ihren festen Umarmungen und den angetäuschten Balgereien gibt es deutliche Anzeichen für Unerledigtes und für Rivalitäten.

Lynn Sheltons Spielfilm "Humpday" könnte fast ein Remake von Kelly Reichardts "Old Joy" (2006) sein. Allerdings schlägt Shelton von Beginn an einen deutlich komischen Tonfall an. Und sie entwickelt als letzte Selbstvergewisserung an der Schwelle zum Erwachsenwerden eine echte Steilvorgabe: Im Zuge einer drogen- und alkoholschwangeren "dionysischen" Party kommen Ben und Andrew auf die Idee, einen "erotischen Kunstfilm" zu drehen, in dem zwei Heteromänner, und zwar Ben und Andrew, miteinander Sex haben werden.

Was es dabei nun genau mit der Kunst auf sich hat, das ist eine Frage, die auch der Film selbst aus gutem Grund nicht weiter verfolgt. Dafür bietet die Idee aber ausreichend Anlass für komische Situationen, die wiederum gut vom entspannten Zusammenspiel des Protagonistentrios leben. Allein Joshua Leonards markanter Lacher wirkt schon ansteckend. Die jeweiligen Konfrontationen sind im Detail klug ausgestaltet. Alle Beteiligten werden letztlich mitsamt ihren Ausrutschern liebevoll differenziert betrachtet. All das macht es einem leicht, diese kleine Indie-Sommerkomödie sympathisch zu finden.

Uraufgeführt wurde "Humpday" bereits 2009 auf dem Festival in Sundance. Regisseurin und Autorin Shelton - die in "Humpday" als freigeistige Monica einen kleinen Auftritt hat - inszenierte seither unter anderem für die Fernsehserien "Mad Men" und "New Girl". In den USA ist nun jedoch ihr jüngster Kinofilm "Your Sister's Sister" angelaufen. Von einem (zeitnahen) Österreich-Start ist leider noch nichts bekannt.    (Isabella Reicher, DER STANDARD, 22.6.2012)