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Konsolen werden wohl auch mit der nächsten Generation keine Ladenhüter.

Foto: Paul Sakuma, file/AP/dapd

Mit zunehmenden Alter der aktuellen Konsolengeneration rund um Xbox 360 und PS3 lässt sich der technologische Fortschritt von PCs nicht mehr länger verbergen. Doch schönere Grafik ist nicht der Grund, weshalb seit geraumer Zeit Stimmen laut werden, die einen Untergang oder vielleicht etwas realistischer eine Verkleinerung des Spielkonsolenmarktes beschwören. Es sind das veränderte Konsumverhalten, neue Plattformen und frische Geschäftsmodelle, die Konsolen zunehmend Konkurrenz bescheren, schreibt unter anderem gamesindustry international.

PC im Aufschwung

Vor wenigen Jahren hieß es noch, die Tage des PCs als Spieleplattform seien gezählt. Heute bescheren Blockbuster wie "Diablo 3" dem Markt Rekordverkäufe und neue Formen wie Web-Games und Social-Games und massentaugliche Geschäftsmodelle vom Schlage "Free2Play" sorgen für einen explosiven Anstieg Nutzerzahlen. Wenngleich klassische Großproduktionen wie ein "Call of Duty" oder "Grand Theft Auto" am PC nur einen Bruchteil dessen verkaufen, was sie auf Spielkonsolen absetzen, bringen Facebook und Online-Games zahlreiche neue Spieler. "Farmville" wird zum Zeitvertreib in der Mittagspause und "World of Tanks" oder "League of Legends" erlauben sogar den kostenlosen Einstieg in tiefgehende Spielerlebnisse.

Das Wachstum lässt sich Schwarz auf Weiß in Zahlen festhalten. Laut Studie der PC Gaming Alliance wuchs der Umsatz mit PC-Spielen von 2010 auf 2011 um 15 Prozent auf 18,6 Milliarden US-Dollar - ein neuer Branchenrekord.

Ungebunden

Gleichzeitig etablieren sich Modelle, die Games unabhängig von der Plattform spielbar machen. WedbushMorgan Securities-Analyst Michael Pachter erwartet, dass PC-Spiele auch aufgrund von Streaming-Angeboten wie Gaikai oder OnLive wachsen werden. "Mit der Etablierung von Diensten, die es erlauben, Spiele in der Cloud zu spielen, werden mehr und mehr Leute Werke konsumieren, die als PC-Spiele kategorisiert werden.", so Pachter.

Hinzu kommt, dass Spiele dank Smartphones, Tablets und jüngst auch Smart-TVs heutzutage auf wesentlich mehr Systemen verfügbar sind, als noch vor fünf Jahren. Die Plattformabhängigkeit ist nicht mehr derart stark gegeben. Als erstes bekamen das dedizierte Gaming-Handhelds zu spüren. Weder Nintendo noch Sony rechnen, dass 3DS und PS Vita an die Erfolge der Vorgänger-Konsolen anknüpfen werden können. Anstelle dessen versucht man sich auf die jeweilige, potentiell lukrative Nische zu fokussieren.

Wachstum auf wessen Kosten?

Einer Studie von DFC Intelligence zufolge, wird der Umsatz mit PC-Spielen die Einnahmen durch Konsolen-Spiele bereits 2014 überholt haben. Doch bedeutet dies, dass die Tage von Spielkonsolen gezählt sind? "Der PC-Markt steht vor einer Wachstumsperiode. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das auf Kosten des Konsolenmarktes geht.", sagt Pachter. "Ich glaube, dass diese Trends einfach zu einer Expansion des gesamten Videospielmarktes beitragen. Der Grund dafür ist, dass zahlreiche dieser PC-Spiele (wie Social-Games, Online-Games) während der Arbeitszeit gespielt werden. Und in der Arbeit stehen nun einmal PCs und keine Konsolen.", sagt Pachter.

Der Gesamtmarkt wird DFC Intelligence nach bis 2016 auf 81 Milliarden US-Dollar anwachsen. 2010 setzte die Branche weltweit 66 Milliarden Dollar um. Der größte Wachstumtreiber seien aus derzeitiger Sicht klar Online-Games.

Aufteilung

Betrachtet man die aktuelle Umsatzverteilung bei Videospielen, zeichnet sich ebenfalls weniger ein Verdrängungsmuster ab. Wie eine Erhebung des Marktforschungsunternehmens Statista zeigt, teilen sich die Plattformen die Zielgruppen auf. Während Mobile- und Web-Games wie "Angry Birds" zwar hunderte Millionen Spieler für sich gewinnen können, sorgen die Konsolen-Blockbuster nach wie vor für den Großteil der Umsätze. Das erfolgreichste Smartphone-Game aller Zeiten lukrierte 2011 106,3 Millionen Dollar, "Call of Duty: Modern Warfare 3" spielte in den ersten 16 Tagen eine Milliarde Dollar ein.

Wie sehr diese neuen Trends das klassische Konsolengeschäft beeinträchtigen oder beflügeln, wird nicht zuletzt von der Flexibilität der Konsolenhersteller selbst abhängen. "Free2Play"-Spiele oder Social-Games sind zumindest theoretisch Modelle, die auf jeder Plattform greifen können. Die Vernetzung von mobilen Systemen mit Xbox und PlayStation ist ebenfalls bereits in Arbeit. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 26.6.2012)