Linz - Basierend auf dem "Ersten Frauenbericht der Stadt Linz" wird von ExpertInnen des Instituts für Fauen- und Geschlechterforschung der Johannes Kepler Universität an der Entwicklung des Linzer Frauenprogramms gearbeitet. Entstehen soll in Zusammenarbeit mit verschiedenen ExpertInnen, Frauengruppen, Organisationen und vor allem gemeinsam mit Stadtbewohnerinnnen ein praxisorientiertes Programm, das alle relevanten Lebensbereiche von Frauen in der Stadt abdeckt.

Arbeitsgrundlage Frauenbericht

Der Frauenbericht wurde von Frauenstadträtin Eva Schobesberger in Auftrag gegeben und 2011 publiziert. Die wissenschaftliche Studie gibt anhand statistischer Daten und ExpertInnen-Analysen einen umfassenden Einblick in die Lebensbedingungen und Lebensformen der Linzerinnen. Die gesammelten Daten wurden gemeinsam mit Linzer ExpertInnen analysiert und interpretiert und Vorschläge für konkrete Maßnahmen runden die wissenschaftliche Studie ab.

In einem zweiten Arbeitsschritt hat es im Oktober 2011 fünf themenspezifische Workshops mit rund 70 ExpertInnen aus Verwaltung, Politik, Infrastruktureinrichtungen oder Vereinen gegeben. Bei allen Diskussionsrunden sind wesentliche Erkenntnisse über bestimmte Gruppen von Frauen, etwa Frauen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen, Frauen mit Migrationshintergrund oder ältere und hochbetagte Frauen sowie bildungsbenachteiligte Frauen, gewonnen worden. Zusätzlich sind auch Unterschiede zwischen verschiedenen Stadtteilen herausgearbeitet worden.

Alle TeilnehmerInnen haben sich von der bereichsübergreifenden Arbeit begeistert gezeigt, da in dieser Konstellation Frauenarbeit in Linz bisher noch nie umgesetzt worden ist. Alleine durch diese Workshops ist der Grundstein für eine weiterführende Kooperation der unterschiedlichsten Interessensvertretungen gelegt worden.

Konstruktive Ausschussarbeit

In der Zwischenzeit hat eine interfraktionelle Arbeitsgruppe des Frauenausschusses der Stadt Linz die Vorschläge auf ihre Dringlichkeit und Praxistauglichkeit überprüft, und jene Maßnahmen zur Förderung der Gleichstellung, bereits umgesetzte, beschlossene oder geplante aufgelistet.

Als weiterer Schritt folgt nun die Ausarbeitung des Frauenprogramms. Es soll die Grundlage für bedarfsorientierte frauenpolitische Maßnahmen, Aktivitäten und konkrete Projekte in Linz werden.
Das Frauenprogramm soll ein auf breiter Basis erstelltes, konsensfähiges und praxisorientiertes Programm sein, das kommunalpolitische Maßnahmen in allen relevanten Themenfeldern beinhaltet. Die Maßnahmen werden mit konkreten Angaben zu Beginn und Dauer der Umsetzung versehen.

Ebenso sollen Maßnahmen angeführt werden, deren Umsetzung zwar nicht im Kompetenzbereich der Stadt Linz liegen, die Stadt aber auf die zuständigen Körperschaften hinsichtlich der Dringlichkeit der Umsetzung hinweisen kann.

Workshops zum Kennenlernen

Das Kernelement des Entwicklungsprozesses des Frauenprogramms werden Workshops in verschiedenen Stadtteilen bilden. Das Design dieser kreativen Workshops orientiert sich an Gruppenarbeitsmethoden, die explizit für die Gemeinwesenarbeit entwickelt worden sind. Konkret werden anhand einer sich durch den gesamten Workshop ziehenden Inszenierung, in der es um eine Sensibilisierung für soziale Positionen und Möglichkeitsräume geht, die Inhalte der Analysen des Frauenberichts, die konkreten Erfahrungen einzelner Personengruppen und die Möglichkeiten konkreter Veränderungen zusammengeführt werden. 

Politik "greifbar" machen

Die Zielgruppe der Workshops sind die Bewohnerinnen des jeweiligen Stadtteils, die für die Entwicklung des Programms die Expertinnen dafür sind, was in bestimmten sozialen Positionen im Leben glückt oder welche konkreten Auswirkungen gesellschaftliche Ungleichheiten auf das individuelle Leben haben. Die Workshops sollen die Linzerinnen aktivieren und Politik "greifbar" machen sowie Gestaltungsmöglichkeiten aufzeigen. Buchinger und Böhm werden die Ergebnisse dieser Workshops umfassend audivisuell dokumentieren, auswerten und daraus einen grundlegenden Teil der Inhalte für das Frauenprogramm der Stadt Linz ableiten. Das soll im Frühjahr 2013 vorliegen. (red, 26.6.2012)