War mit Alfred Kubin befreundet und erfand die "Tarockei": Fritz von Herzmanovsky-Orlando.

Foto: Herzmanovsky

Linz - Obwohl als Schriftsteller bekannt, hat Fritz von Herzmanovsky-Orlando zeit seines Lebens (1877- 1954) auch gezeichnet. Fantastische, skurrile, humorvolle und groteske Inhalte zeigen die Blätter, mit denen der Künstler jedoch keinen großen Erfolg hatte. Doch dieser Umstand war ihm schon aus der Literatur bekannt. Kein einziges seiner Dramen etwa wurde zu Lebzeiten aufgeführt.

Die oberösterreichische Landesgalerie zeigt nun eine umfassende Schau mit Zeichnungen, Grafiken und Skizzen. Ein Parcours aus Tapetenwänden und hölzernen Scherenschnitten leitet durch die Ausstellung. Kurator und Sammler Manfred Kopriva erläutert anhand ausgestellter Originalausgaben literarischer Werke, dass Herzmanovsky sogar an seine Texte zeichnerisch heranging: Erst gab es ein Bild, das einem Bühnenbild ähnelte, dann erst folgten Charaktere und Text.

Herzmanovsky hat seine Texte auch "visualisiert". Es sind Zeichnungen, mit denen er - ebenso wie in seinen Textfragmenten und Romanen - einen Balanceakt ausführt zwischen Trivialem und Klugem, Erhabenheit und Idiotie. Die "Tarockei", jenes utopische Königreich, das er in seinem dritten Roman Das Maskenspiel der Genien erfindet, ist ja auch voll von widersprüchlichen "österreichischen" Gestalten, die irgendwo zwischen fantastischen Trotteln und echten Geistern angesiedelt sind.

Die Ausstellung gliedert sich in unterschiedliche Schwerpunkte wie Herkunft und Doppelbegabung, Traum und Trance und erotische Blätter, mit denen er einen durchaus ambivalenten Standpunkt gegenüber Frauen einnimmt. Seine "Verstrickungen in ideologische Sichtweisen" (Ausstellungstext) werden ebenfalls thematisiert, zudem seine Tendenz zu rechtsesoterischen Strömungen und sein Interesse an kruden Rassentheorien.  (Wiltrud Hackl, DER STANDARD, 29.6.2012)