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Foto: apa/ Maurizio Gambarini

Der Blogeintrag über die Möglichkeit und Unmöglichkeit einer Namensänderung hat für zahlreiche Kommentare und Postings gesorgt. Darunter fand sich aber kaum jemand, der tatsächlich seinen Namen geändert hat und davon berichten wollte.

Donnerstagabend führte ich dann - dem allwissenden Twitter sei Dank - ein interessantes und lustiges Telefonat zum Thema Namensänderung.

Im breitesten Vorarlberger Dialekt - der mich streckenweise sehr belustigte - erzählte mir D. D. seine Geschichte: Er ist in Österreich geboren und aufgewachsen, hat seine Lehre mit Auszeichnung abgeschlossen. Er hat jahrelang in einer Führungsposition gearbeitet, die österreichische Staatsbürgerschaft hat er auch in der Dokumentenmappe. Er war für den nächsten Karrieresprung, die Meisterprüfung, bereit, die formalen Voraussetzungen waren erfüllt.

Als er sich für die Meisterprüfung angemeldet hatte, war ihm schon klar, dass es nicht glattgehen würde. Im Vorfeld hatte man schon angedeutet, dass man keine "Ausländer" als Meister in der Branche wolle. Trotzdem hat er sich entschlossen, die Prüfung zu machen. "Ich wollte mich ja unbedingt weiterbilden und natürlich auch Karriere machen", erzählt D. D.

Dort im Ländle, wo D. D. herkommt, kennt man sich innerhalb seiner Branche untereinander sehr gut, betont er. Nach zwei misslungenen Prüfungsanläufen wurde ihm zu verstehen gegeben, dass er die Prüfung hier nicht bestehen würde. D. D hat sich daraufhin für eine originellere Vorgehensweise entschieden.

"Wussten Sie, dass man in Österreich seinen Namen ändern kann, wenn man befürchten muss, dass durch den alten Namen wirtschaftlicher Nachteil für denjenigen entsteht?", fragt D. D. lachend. "Das müssen Sie sich vorstellen, man rechnet hier also damit." D. D. hat genau so argumentiert, als er die Änderung seines Namens beantragt hat. Sie wurde genehmigt. Er hat für eine minimale Gebühr seinen neuen "deutschen" Namen bekommen.

Noch einmal wollte er die Prüfung aber nicht im Heimatbundesland versuchen. "Man kennt mich ja hier zu gut." Er meldete sich in einem anderen Bundesland an und bestand die Prüfung sofort mit Auszeichnung, im ersten Anlauf. "Dass ich Ausländer sein könnte, ist dort niemandem aufgefallen. Zu dieser Zeit hatte ich sogar blond gefärbte Haare, und mit meinem Vorarlberger Dialekt war anscheinend meine Tarnung perfekt", sagt D. D. lachend.

Herr D. D. hat seinen Nachnamen geändert, "um unzumutbare Nachteile in wirtschaftlicher Hinsicht bzw. in ihren/seinen sozialen Beziehungen zu vermeiden", wie es in der gesetzlichen Erklärung heißt. Jetzt trägt er einen hübschen und in Österreich einzigartigen Namen (den er eben aus diesem Grund hier nicht nennen will) und kann seinen Kindern und Enkelkindern die weniger hübsche Geschichte über die Entstehung ihres Nachnamens erzählen. (Olivera Stajić, daStandard.at, 29.6.2012)