Das Wirtschaftsforschungsinstitut geht nunmehr davon aus, dass die österreichische Wirtschaft heuer nur noch unwesentlich wächst. Konsum und Exporte stehen auf schwachen Beinen. Im ersten Quartal 2003 ist das Bruttoinlandsprodukt saisonbereinigt nur 0,2 Prozent gewachsen.

***

Wien - Für die Konjunkturprognose kommenden Freitag ist davon auszugehen, dass das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) das reale Wirtschaftswachstum Österreichs für 2003 auf unter ein Prozent revidieren wird. In der März-Prognose war das Wifo von 1,1 Prozent ausgegangen.

Im 1. Quartal 2003 ist Österreichs Wirtschaft nur um 0,5 Prozent (unbereinigt) gewachsen - gegenüber noch 1,1 Prozent im 4. Quartal 2002. Saisonal und arbeitstagbereinigt betrug das Wachstum im 1. Quartal 2003 nur 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Das 2. Quartal zeige keine Besserung.

Wenn Österreichs Wirtschaft in diesem langsamen Tempo das Jahr über weiter verharre - was eher zu erwarten sei -, ist das Jahreswachstum 2003 mit 0,8 Prozent anzunehmen, sagte Marcus Scheiblecker vom Wifo.

2003 wie 2002

2002 war das Jahreswachstum mit real 1,0 Prozent nicht viel besser. Das einzige positive Konjunktursignal sei derzeit die Zinssenkung (um 0,5 Prozent) der Europäischen Zentralbank (EZB), die bereits überfällig gewesen sei. "Damit steht die Geldpolitik einem möglichen Aufschwung nicht mehr im Weg", so Scheiblecker.

Es erweise sich aber, dass geldpolitische Maßnahmen weniger einen Aufschwung in Zeiten schwacher Konjunktur durch Zinssenkungen auslösen, sondern eher eine wirksame Maßnahme durch Zinserhöhungen gegen eine Konjunkturüberhitzung darstellen.

Scheiblecker relativierte auch den Einfluss von Währungseffekten auf die Konjunktur, der mit dem Hochschnellen des Eurokurses gegenüber dem Dollar zuletzt in Wirtschaftskreisen ins Treffen geführt wurde. Ein schwacher Euro wäre in Zeiten schwacher Konjunktur wohl ein notwendiger Impuls, würde aber allein kein zusätzliches Wirtschaftswachstum auslösen. "Wenn die Wirtschaft von allein läuft, kann der Euro-Effekt ohnehin wegfallen", so Scheiblecker. Derzeit seien aber sowohl die Investitionen wie auch der private Konsum und die Exporte schwach.

Wichtige Exporte

Eine Wirtschaftsbelebung müsste zuerst von den Exporten her kommen. Diese seien in den EU-Raum, wo anteilsmäßig die meisten österreichischen Exporte hingehen, derzeit eher stagnierend.

Überdurchschnittlich entwickeln sich die Ausfuhren aus Österreich nach Mittel-/ Osteuropa, insbesondere aber nach Südosteuropa, allerdings von einem niedrigen Niveau aus.

Weitere Impulse müssten gute Unternehmensaussichten geben. Daraufhin müssten auch der private und der öffentliche Konsum anspringen. (DER STANDARD Printausgabe, 25.6.2003, APA)