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Foto: APA/Pfarrhofer Herbert
Wien - 50 von 204 Soldatinnen verlassen nach der Ausbildung das Bundesheer wieder. Grund für SPÖ-Abgeordnete und Mitglied des Landesverteidigungsausschusses, Marianne Hagenhofer, sich über den starken Abgang von Frauen im österreichischen Bundesheer "ernsthaft" Gedanken zu machen. Verwunderlich sei diese Entwicklung insofern, als dass sich die Frauen freiwillig für den Eintritt zum österreichischen Militär entschieden haben - im Gegensatz zu vielen Grundwehrdienern. "Jeder private Betrieb würde bei einer Fluktuation eines Viertels des Personals versuchen, entgegenzusteuern. Auch das österreichische Bundesheer ist ein Arbeitgeber und muss sich in dieser Rolle um seine Arbeitnehmerinnen auch bemühen", forderte Hagenhofer deshalb am Mittwoch in einer Aussendung.

Schlechtes Betriebsklima schuld?

Das Verteidigungsministerium listet folgende Gründe für die starke Frauenfluktuation beim Militär auf: Probleme in der Familie, ein falsches Berufsbild, Probleme mit dem Kommandanten oder Kameraden, Probleme in der Ausbildung sowie körperliche und psychische Belastungen. "Genauso muss man sich aber auch fragen, woraus all diese Probleme resultieren. Einen wesentlichen Ansatz stellt hier vor allem eine genauere Untersuchung des Betriebsklimas dar. Viele Probleme kollegialer, gesundheitlicher und psychischer Natur sind Folgeerscheinungen eines schlechten Betriebsklimas. Daher müssen die genauen Gründe für den starken Abgang von Soldatinnen gefunden werden. Dann lässt sich auch feststellen, wo und wie man die Situation - auch finanziell - verbessern kann", so Hagenhofer.

"Heer profitiert von Frauenpräsenz"

Dies sollte auch im Interesse des Bundesministeriums für Landesverteidigung liegen. Der Gesamtanteil der Frauen, die beim österreichischen Bundesheer tätig sind, liegt bei mageren 1,4 Prozent. Das heißt, weit weg vom gesteckten Ziel 5 Prozent Frauenanteil beim österreichischen Heer. Dabei hat sich bei einer internen Befragung herausgestellt, dass das Bundesheer durch die Präsenz von Frauen deutlich profitierte. Die Arbeitsleistung der Soldatinnen wird besser als die ihrer männlichen Kollegen beurteilt. Weiters wird die Ausübung der Ausbildner-Tätigkeit durch Frauen von Angehörigen des Bundesheeres im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen als mindestens gleich gut oder sogar besser eingestuft. Auch gibt es dank des technologischen Fortschritts in relativ wenig Bereichen oder Tätigkeiten die Vorbedingung körperlicher Kraft zur Arbeitserfüllung.

In vielen Ländern mit Freiwilligenheer haben Frauen bereits im Militär Fuß gefasst. In den USA sind derzeit etwa 9 Prozent des Militärpersonals Frauen, in Großbritannien 6 und in den Niederlanden 5 Prozent. "Österreichs Bundesheer liegt mit einem weiblichen Personalanteil von 1,4 Prozent im Schlussfeld. Um den Anteil zu steigern und die Situation für Frauen zu verbessern, müssen die Arbeitsbedingungen genauer unter die Lupe genommen werden. Eine stärkere Einbindung von Frauen wird nicht nur durch die Schaffung eines formalen Zuganges zu männlich dominierten Arbeitsplätzen geschaffen, es muss auch sichergestellt werden, dass die Frauen Arbeitsbedingungen vorfinden, welche die faktische Nutzung dieses Zuganges - frei von jeder Art der Diskriminierung - ermöglicht", so Hagenhofer abschließend. (red)