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Foto: reuters/china daily

Peking - Das Wirtschaftswachstum Chinas ist im Halbjahr 2012 mit 7,8 Prozent auf den niedrigsten Zuwachs seit dem Ausbruch der ersten Finanzkrise vor drei Jahren gefallen. Damit unterschreitet das Land die zur Beschäftigung seiner mehr als 1,3 Milliarden Menschen so wichtige Acht-Prozent-Marke. Die stetige Abschwächung dämpft auch internationale Hoffnungen, dass Peking sich wie einst 2008 von Weltwirtschaftsproblemen abkoppeln und die Rolle einer globalen Konjunkturlokomotive spielen kann.

Von April bis Juni 2012 nahm die Wirtschaftsleistung um 7,6 Prozent zu. Das war ein halber Prozentpunkt weniger als im ersten Quartal. Chinas oberster Statistikchef Sheng Laiyun warb dennoch um Zuversicht in die Stärke der Realwirtschaft seines Landes: "Ich habe vollstes Vertrauen in die Wirtschaftsaussichten und in ein stetiges Wachstum." Chinas Wirtschaftsleistung sei ein "Erfolg".

Im Vergleich kämen Entwicklungsgiganten wie Russland und Indien nur noch auf fünf Prozent Wachstum. Die US-Volkswirtschaft kämpfe um 1,6 Prozent Zuwachs. Europa stelle sich auf Negativwachstum ein. So gesehen laufe es für China "gut genug".

Doch der Zuwachs der Industrieproduktion fiel im Juni mit 9,5 Prozent erstmals unter die Zehn-Prozent-Marke. Einstige Wachstumstreiber wie Eisen, Stahl, Zement vermelden nur noch einstellige Zuwachsraten im unteren Bereich. Entsprechend stieg der Stromverbrauch auch nur um 3,7 Prozent im ersten Halbjahr und stagnierte im Juni. Das Wachstum der Auslandsinvestitionen nahm im ersten Halbjahr um 5,5 Prozent ab, wie auch der Zuwachs an Auslandskapital in Immobilienfonds; dieser brach um 54 Prozent ein.

Auf ernüchternde Zahlen bereitete Peking die Öffentlichkeit durch gestreckte Informationspolitik in homöopathischen Dosen vor. Premier Wen Jiabao gehen die realen Wachstumsverluste jedenfalls zu schnell vor sich. Zur Belebung der Wirtschaft ließ er die Zentralbank mehrfach die Kreditaufnahme erleichtern, Leitzinsen und Mindesteinlagen-Höhen senken und setzte neue Industrie-Fördermaßnahmen in Kraft. Er warnte aber, keine Illusionen zu hegen, dass China ein neues Konjunkturpaket auflegen könnte. (erl, DER STANDARD; 14.7.2012)