Gmunden - Jede Zukunft, heißt es, hat eine lange Vergangenheit, und wenn am Donnerstag zum Start der 25. Salzkammergut-Festwochen Gmunden Robert Pfaller mit einer Rede "Über die Notwendigkeit des Festes" den sechswöchigen Veranstaltungsreigen eröffnet und Maki Namekawa mit Dennis Russell Davies Philipp Glass' Four Movements for Two Pianos spielt, wird das Gmundner Stadttheater wieder brechend voll sein.

Errichtet wurde das Gebäude 1872 vom Salzburger Theaterdirektor Joseph M. Kotzky - auf eigene Kosten, um die Sommerfrischler des Wiener Bürgertums mit Kultur zu versorgen. Nach zwei Weltkriegen, dem Ende von Monarchie und Sommerfrische sowie der Vernichtung großer Teile des Bürgertums sollte es bis 1987 dauern, dass die Idee der Gmundner Festspiele wieder aktiviert wurde.

Zunächst in kleinem Rahmen, für wenige Tage und vor allem mit klassischer Ausrichtung, wie Jutta Skokan im Standard-Interview sagt. Seit 1999 hat die nun 68-jährige gebürtige Welserin, die schon seit " ewig eine Kulturfrau" ist, die Intendanz der Festwochen inne. Behutsam und mit langem Atem etablierte Skokan ein Mehrspartenprogramm, das neben Schauspiel und Musik nun auch Literatur, bildende Kunst und Diskussionsveranstaltungen umfasst.

Zudem erweiterte das Festwochen-Team den geografischen Veranstaltungsrahmen. Mittlerweile wird auch in Karbach (Ernst Molden spielt am 29. 7.), Aurachkirchen (Franz Schuh liest Abraham a Sancta Clara, 5. 8.) oder Ohlsdorf (Otto Sander liest in Thomas Bernhards Haus Texte des Hausherren, 17. 8.) gespielt, gelesen oder ausgestellt.

Drei Punkte, so Jutta Skokan, seien ihr besonders wichtig. Erstens Veranstaltungen von hoher Qualität zu bieten, zweitens Vielfalt zu gewährleisten und drittens auf ein breites Programm zu setzen. Mit Erfolg. 15.000 Besucher kommen jedes Jahr zu den mittlerweile weit über die Region hinaus bekannten Veranstaltungen. Nur auf Bewährtes vertrauen will die passionierte Kulturvermittlerin aber nicht. Das wäre ihr viel zu langweilig.

So wurde in den vergangenen Jahren ein mehrtägiger Literaturschwerpunkt geschaffen, der heuer Robert Menasse gewidmet ist. Ausgebaut werden soll zudem das Programm für Kinder- und Jugendliche - auch um den Altersschnitt (40 plus) zu senken -, und das zum zweiten Mal stattfindende Philosophische Fest (13. 8., mit Philipp Blom, Robert Pfaller, Franz Schuh und Anton Zeilinger) dürfte zur festen Größe werden. Thema der diesjährigen Denkerrunde: "Aspekte des Unglücks".

Man merkt, wie schwer es Jutta Skokan fällt, Programmpunkte herauszugreifen und so einzelne der über 500 Künstler, die bis Ende August zu mehr als 60 Veranstaltungen anreisen, herauszuheben. Der Intendantin, die selbst jede Veranstaltung besucht, liegen alle gleichermaßen am Herzen, eine Uraufführung des oberösterreichischen Komponisten Balduin Sulzer (26. 7.) beispielsweise ebenso wie das Konzert der aufstrebenden, in Paris lebenden georgischen Pianistin Khatia Buniatishvili (5. 8.), deren Foto auch das Programmheft ziert.

Und das Geld? Jammern will die Jutta Skokan nicht. Einstweilen habe man das Budget (428.000 Euro, davon 150.000 Euro öffentliche Gelder) stabil halten können. Vor allem, weil Subventionskürzungen durch Land (minus 10.000 Euro) und Stadtgemeinde (minus 40 Prozent) durch Sponsorengelder wettgemacht werden konnten. (Stefan Gmünder, DER STANDARD, 18.7.2012)