Rom - Der französischer Modeschöpfer Pierre Cardin will auf dem Gelände eines ehemaligen Chemiekonzerns in Porto Marghera bei Venedig einen 244 Meter hohen "Lichtpalast" mit 69 Stockwerken errichten. Drei Milliarden Dollar plant der 90-jährige Modepapst mit venezianischen Vorfahren zu investieren. Nun ist um das Projekt ein heftiger Streit entbrannt. Die Venezianer erzürnt vor allem, dass das Hochhaus den Glockenturm des Markusdoms überragen würde.

Das "Palais Lumiere" soll binnen vier Jahren errichtet werden, modernsten Umweltstandards entsprechen und unter anderem ein Bildungszentrum für Mode und Design sowie ein Hotel beherbergen. Geplant sind 21 Lifte, der gegliederte Wolkenkratzer soll über mehrere Aussichtsplattformen verfügen. 4.500 Personen sollen Beschäftigung finden.

Gegner und Befürworter

In wenigen Tagen muss der Stadtrat entscheiden, ob er Cardin für sein Projekt grünes Licht geben will, berichtete die Tageszeitung "Corriere della Sera" am Freitag. Das Hochhaus würde auch das 110-Meter-Limit überschreiten, das von der Luftfahrtbehörde Enac als Sicherheitsgrenze verfügt wurde. Befürwortet wird das Projekt vom Präsidenten der Region Veneto, Luca Zaia. "Das Palais Lumiere wird komplett beleuchtet sein und soll zum Zugangstor Venedigs werden. Er wird der Eiffelturm von Venedig sein", meinte Zaia.

Der venezianische Kunsthistoriker Tomaso Montanari führt die Gegner des "Palais Lumiere" an. "Cardin will in Venedig ein Zeichen hinterlassen. Doch sein Turm ist etwas für Scheichs, die immer höhere Wolkenkratzer bauen, um ihren Reichtum zur Schau zu stellen. Das ist nichts für Venedig", erklärte Montanari.

Rodrigo Basilicati, Mitarbeiter und Neffe Cardins, verteidigt das Projekt. Die Gruppe Pierre Cardin werde allein 1,5 Milliarden Euro für den Bau des Turms ausgeben. Der Rest soll Infrastrukturprojekten dienen, von denen Porto Marghera profitieren werde. Sollte Cardin nicht die Baugenehmigung erhalten, werde er sein Projekt anderswo umsetzen, verlautete es aus Kreisen um den Modepapst.

Symbolisches Werk

Cardin - Modelegende, Geschäftsmann und Kunstmäzen - wurde 1912 in der Ortschaft Sant'Andrea di Barbarana, 16 Kilometer von Venedig entfernt, geboren. Er war mit seiner Familie im Alter von zwei Jahren nach Frankreich übersiedelt, blieb seiner Heimat aber immer verbunden. "Pierre Cardin ist ein neuer Lorenzo de' Medici. Wir brauchten einen Mäzen zur Verwertung dieses Geländes vor Venedig und zur Errichtung eines symbolischen Werks", sagte Zaia. (APA, 22.7.2012)

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palaislumiere.eu