Unter den 47 Bands des Wiener Popfests stechen Mopedrock!! mit ihren auf Französisch gesungenen Songs hervor. Live am Samstag um 17 Uhr auf der Seebühne auf dem Karlsplatz zu erleben.

Foto: Gaspard Pralong

Wien - Welche Kultur in Wien wie viel gilt, illustriert der Termin des dritten Popfests auf dem Karlsplatz. Wurde es bisher im Frühjahr ausgetragen, verlegten es die Verantwortlichen heuer an das Juli-Ende, nachdem es im Vorjahr zu Protesten aus dem benachbarten Musikverein gekommen war. Dort irritierten die Bässe der auftretenden Bands das Vergnügen der Besucher - flugs wurde das Popfest ins Sommerloch verschoben. Von kommendem Donnerstag bis inklusive Sonntag bespielen heuer 47 heimische Bands das Popfest.

Die Terminverlegung nährte die von Beginn an herrschende Kritik am Austragungsort. Einerseits will das Popfest mit der Präsentation heimischer Popschaffender auf dem Karlsplatz inmitten der Stadt eine Aufmerksamkeit generieren, die kaum eine der auftretenden Bands sonst genießt. Andererseits erweist sich der Ort als nur eingeschränkt tauglich. Denn es herrschen Bestimmungen, die die Überzeugungskraft der Bands schon über die eingeschränkte Lautstärke beschneiden.

So fanden sich bei den bisherigen zwei Austragungen zwar zigtausende Besucher ein, wahres Konzertvergnügen empfanden nur wenige - zumindest bei den Konzerten, die auf der Seebühne stattfinden. Diese wird im Teich vor der Karlskirche errichtet. Die anderen Austragungsorte sind das Wien-Museum, der Ost-Klub, das Brut sowie der Prechtlsaal der Technischen Universität. Zusammengestellt hat das Programm zum letzten Mal Robert Rotifer. Der in England lebende Wiener Musikjournalist will damit eine Institutionalisierung der Programmierung des sich weitgehend der Alternative Music verschreibenden Festivals vermeiden.

Nischenuntermieter

Alternative Music - das ist ein tiefe Lade, dementsprechend vielfältig ist das Angebot. Es reicht von etablierten Bands wie dem Schlagzeug-und-Ziehharmonika-Duo Attwenger über die Hip-Hop-Veteranen Texta bis zu Nischenuntermietern wie A Thousand Fuegos und seiner Schlafzimmer-Elektronik mit Pop-Vision. Oder der in Wien lebenden Schweizerin Eloui, deren intime Songs oft wenig mehr als eine Ukulele verlangen, um zu erblühen.

Daneben sind Erneuerer des Wienerlieds zu erleben, die dieses zeitgenössisch deuten. Etwa Der Nino aus Wien, dessen Liedermacherei von André Heller sowie der Literatur von Edward Lear und James Joyce inspiriert ist. Oder Ernst Molden und seine Alltagssichtungen zwischen Dritter-Bezirk-Blues und Fernweh im Kopfkino. Und die wohl Originellsten in diesem Fach: 5/8erl in Ehr'n mit ihren zum Teil zart angejazzten Geschichten vom Branntweiner ihres Vertrauens.

Der Freitagabend widmet sich im Prechtlsaal der TU diversen Spielarten elektronischer Musik. Etwa dem technoiden Pop der nigerianisch-amerikanischen Musikerin G. Rizo. Elektro Guzzi werden mit traditionellen Instrumenten Techno spielen und ihm die Verve menschlichen Blutes angedeihen lassen, dazu gibt es einen Auftritt von Patrick Pulsinger, der so etwas wie der kleinste gemeinsame Nenner dieses Programmschwerpunkts ist, hat er doch mit Rizo ebenso gearbeitet wie mit Elektro Guzzi. Die Nacht beschließt anschließend der international bekannte Wolfram mit einem DJ-Set.

Im Bereich des Gitarrenrock sind neben Bands wie Kreisky oder den das Fest eröffnenden The Beth Edges die famosen Mopedrock!! zu erleben. Der meist auf Französisch singende Vierer erfreute auf seinem im Vorjahr erschienenen Debüt "Vasistas" mit einer Dringlichkeit, der Lebensgefühl ebenso innewohnt wie das umstürzlerische Potenzial denkender Menschen. Samstag und Sonntag gibt es im Project Space musikaffine Gesprächsrunden unter dem Titel "Wortschwall". (Karl Fluch, DER STANDARD, 24.7.2012)