Foto: http://tvthek.orf.at / screenshot

Ein Beitrag aus der ORF-Sendung "Wien heute" vom 31. Juli erregt momentan der Gemüter in sozialen Netzwerken. Berichtet wird über eine "Aktion scharf für eine sichere U-Bahn". Bei dieser sei "vor allem auf ein ausländisches Erscheinungsbild geachtet worden", verkündet die Moderatorin Ulrike Dobes. Bebildert wird der Beitrag mit Szenen aus der U-Bahn-Station Längenfeldgasse, in der Polizisten mehrere Männer mit dunkler Hautfarbe kontrollieren. Die Polizei habe vor allem nach "Illegalen, Dieben und Drogendealern" Ausschau gehalten – die Aktion solle für mehr Sicherheit in den Wiener Öffis garantieren, heißt es. Im Beitrag ist außerdem eine gut gelaunte Innenministerin zu sehen, die anlässlich des Bundesländertages bei der Wiener Polizei zu Besuch war.

"Wir haben natürlich keinen Einfluss darauf, wie Fernsehbeiträge gestaltet werden", sagt die Wiener Polizeisprecherin Camellia Anssari auf Anfrage von derStandard.at. Wer kontrolliert werde, würden die Beamten vor Ort entscheiden; Vorgaben, wie sie im "Wien heute"-Beitrag suggeriert werden, gebe es nicht, meint die Pressesprecherin. "Nach der Zeit entwickelt man ein Gespür dafür, wer mit Drogenkriminalität zu tun haben könnte." Es gebe aber natürlich auch genug Menschen mit weißer Hautfarbe, die mit Drogen zu tun hätten, betont Anssari. Vom sogenannten "Ethnic Profiling" könne keine Rede sein, so die Sprecherin.

Rassismusvorwürfe gegenüber der österreichischen Polizei sind nichts Neues. Kritisches journalistisches Gespür würde hier nicht schaden, denn wenn man als (Fernseh-)Reporter schon eindeutiges Vorgehen beobachtet, sollte man es auch so benennen und gegebenenfalls auch kommentieren. Beides ist im ORF-Beitrag nicht passiert. Er suggeriert, dass die Sicherheit in den Wiener Öffis durch Personen mit "ausländischem Aussehen" gefährdet wird – doch da ist ja die Polizei, um dafür zu sorgen, dass wir uns nicht sorgen müssen.

Auf mehrmalige Nachfrage war vom ORF bisher keine Stellungnahme zu bekommen. (Olivera Stajić, daStandard.at, 2.8.2012)

Update

Am 2.8.2012 um 16 Uhr kam per E-Mail folgende Stellungnahme des ORF: "Aufgrund der (auch zeitlich) intensiven Beobachtung der Amtshandlungen durch die an Ort und Stelle anwesende 'Wien heute'-Redakteurin war klar ersichtlich, dass die BeamtInnen der Polizei gezielt Personen mit nicht weißer Hautfarbe kontrolliert haben. Das könnte man als Zufall ansehen – die Redaktion hat es nicht getan und diesen Umstand daher angesprochen; dies auch im Hinblick auf Tradition und Selbstverständnis von 'Wien heute', jede Art von Diskriminierung zu thematisieren (Stichwort Marcus Omofuma, Bakary J. oder Mike Brennan, um nur einige Beispiele zu nennen)."