Eine Bagage, Gauner, Verbrecher. Und auch das hört man immer öfter: Sperrt sie ein. Jagt sie aus dem Land. Die Politiker. Da wird kaum noch differenziert.

Es waren vor allem freiheitliche und schwarze Politiker, aber nicht nur, die sich in einem Machtrausch der Überheblichkeit hingegeben haben, die glaubten und glauben, das Land gehöre ihnen, die statt Verantwortung Arroganz gezeigt haben, die dumm und bösartig die Glaubwürdigkeit verspielt haben, die nicht genug bekommen konnten, sich selbst bedient haben und ihre Partei, die aus ihrem Amt zum Teil echte kriminelle Energie geschöpft haben: Sie haben einen politischen Kollateralschaden angerichtet. An den Folgen werden das System und das Land auf Jahre hinaus leiden. Die Leute wenden sich ab.

Man möchte kein Politiker sein in diesen Tagen. Sie sind mit Verachtung und Abscheu konfrontiert. Aber Resignation kann und darf nicht das Ergebnis dieser Enttäuschung sein. Für die Politiker nicht und auch nicht für die Bürger. Die Empörung muss genutzt werden, noch mehr Druck zu machen, dass alle Vorwürfe aufgeklärt werden, dass die Justiz mehr Mut und Engagement findet, dass die Falotten abgewählt werden und dass man genauer hinschaut, wen man an ihrer Stelle wählt. Bürger zu sein, heißt auch, Verantwortung wahrzunehmen, sie nicht abzugeben, sich am öffentlichen Diskurs zu beteiligen und Politik nicht nur jenen zu überlassen, die das als Selbstzweck sehen. (Michael Völker, DER STANDARD, 6.8.2012)