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Sie garantiert für die Sicherheit von US-Staatsanleihen: Die amerikanische Notenbank FED. Und zwar indem sie diese selbst aufkauft.

Foto: reuters/jim bourg

Washington/Frankfurt - Die USA sind das Land der unbegrenzten Möglichkeiten - auch, was das Aufsaugen von Kapital aus aller Welt angeht. Am Markt für amerikanische Staatsanleihen lag der Zinssatz für richtungsweisende Anleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren zuletzt so niedrig wie nie zuvor. Beim Blick auf den Rentenmarkt erinnert nichts mehr daran, dass vor genau einem Jahr die Herabstufung der Kreditwürdigkeit der USA die Finanzmärkte erschütterte.

Damals entzog die US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) den Vereinigten Staaten von Amerika die Topbewertung "AAA". Hauptgrund war das politische Patt bei der Bekämpfung der Staatsverschuldung, welches die USA fast an den Rand des Bankrotts brachte. Die Anleger haben sich auf der Suche nach sicheren Häfen für ihr Geld aber nicht lange vom Verlust der Topnote abschrecken lassen. Experten sprechen davon, dass sich eben einfach der Maßstab für absolut sichere Anlagen etwas gesenkt habe.

Am 24. Juli rutschte die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen der USA im freien Handel auf das Rekordtief von 1,3875 Prozent. Damit war es für die US-Regierung niemals zuvor günstiger, sich frisches Geld an den Kapitalmärkten zu beschaffen. Seither ist sie leicht auf 1,55 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: Als S&P der größten Volkswirtschaft der Welt die Bestnote entzog, lag die Rendite für die zehnjährigen Papiere noch bei etwa 2,40 Prozent. Bei den beiden anderen Agenturen Moody's und Fitch verfügen die USA noch über die Bestnote. Alle drei Agenturen haben ihre Bewertung aber mit einem negativen Ausblick versehen - es droht also eine Herabstufung.

Leitzins auf Nullpunkt

Überhaupt gab es in den USA Zeiten, in denen Renditen für Staatsanleihen noch ganz anders aussahen: In der ersten Hälfte der 80er Jahre etwa lag der Zinssatz für zehnjährige US-Anleihen in der Spitze noch bei etwa 16 Prozent. Das sind Werte, die man in den vergangenen Monaten nur aus schwer angeschlagenen Staaten der Eurozone wie Griechenland oder Portugal kennt.

Der Grund für die rasante Talfahrt der Renditen amerikanischer Staatsanleihen liegt vor allem darin, dass die Leitzinsen auf längere Sicht praktisch bei null liegen und Investoren auf der Suche nach sicheren Häfen für ihr Geld immer weniger Alternativen haben. Denn wichtige Euroländer wie Italien sind bei Investoren nicht mehr wohlgelitten. Die Anleihemärkte von anderen Ländern mit Top-Rating wie Norwegen oder den Niederlanden wiederum sind zu klein, um die Milliarden aufzunehmen, die täglich in der Finanzwelt vagabundieren.

Davon profitiert inmitten der Eurokrise auch der große deutsche Rentenmarkt: Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen liegt derzeit nur bei 1,40 Prozent. In kürzeren Laufzeiten zahlen Investoren sogar drauf, um die Papiere zu halten. Auch Japan, das im Gegensatz zu Deutschland längst nicht mehr über Topnoten der Ratingagenturen verfügt und mit einer extrem hohen Verschuldung zu kämpfen hat, zieht Anleiheinvestoren weiter an - einfach weil es die Nachfrage aufnehmen kann und das Land nach wie vor als solide wahrgenommen wird.

EZB zurückhaltender als FED

Als Garant für die Sicherheit von US-Staatsanleihen gilt die Notenbank Fed, die seit Beginn der Finanzkrise immer wieder im großen Umfang Anleihen gekauft hat. Die Europäische Zentralbank (EZB) muss hier wesentlich zurückhaltender agieren. In den vergangenen Monaten hat sich auch die US-Konjunktur etwas aufgehellt. Nach Lehman-Schock und Immobilienkatastrophe findet die größte Volkswirtschaft der Welt langsam wieder Tritt. Noch sind die Fortschritte aber bei weitem nicht groß genug, um von einem soliden Aufschwung zu sprechen.

Hinzu kommt, dass die Gründe für die S&P-Herabstufung längst nicht beseitigt sind, betont Experte Hersh Cohen vom US-Vermögensverwalter Legg Mason. Auch nach der US-Präsidentenwahl im November könnten Republikaner und Demokraten sich erneut einem dauerhaften Kompromiss bei der Bekämpfung der Staatsschulden verweigern. Noch überschattet jedoch die Eurokrise die drohende Verschärfung der Lage in den USA. (APA, 7.8.2012)