Wieder könnte in der CDU eine konservative Bastion fallen. Von der Atomkraft haben sich Deutschlands Konservative schon verabschiedet, von der Wehrpflicht, von der Hauptschule, vom Glauben, dass es auch ohne jeden Mindestlohn geht.

Jetzt möchte eine Gruppe von CDU-Parlamentariern der Vorstellung Adieu sagen, dass die Ehe zwischen Mann und Frau die wirklich einzig wahre Form von Partnerschaft ist. So sehen es viele in der Union, vor allem in der CSU, immer noch. Nur wer (theoretisch) Kinder in die Welt setzen kann, der hat in ihren Augen das Recht auf Ehe.

Denn man kann die eingetragene Partnerschaft zwischen Homosexuellen in Deutschland zwar als "Homo-Ehe" bezeichnen. Eine wirkliche Ehe ist es, trotz vieler Gleichstellungen, nicht. Mann und Frau werden Steuervorteile gewährt. Mann und Mann nicht. Frau und Frau auch nicht.

Vielleicht ist der "Avantgarde" in der CDU aufgefallen, dass das ungerecht und inkonsequent ist. Möglicherweise ist es wirklich die Angst, dass das Bundesverfassungsgericht demnächst wieder eine Rüge ausspricht und moniert, dass der Steuerpassus immer noch nicht repariert ist. Schlechte Arbeit lässt man sich nicht gern nachsagen.

Letztendlich sind die Motive egal. Hauptsache, das Gesetz wird repariert. Wenn die steuerliche Gleichstellung in Österreich möglich ist, dann sollte sie, elf Jahre nach Einführung der "Homo-Ehe", auch in Deutschland klappen. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 8.8.2012)