"Ich bin schon ein richtiges Wohntier. Jetzt kann man hier richtig gut knotzen." Stefanie Werger in ihrem neu ausgemalten Wohnzimmer in Graz.

Foto: Zita Oberwalder

Stefanie Werger ist nicht nur Sängerin, sondern auch Selfmade-Architektin. Wojciech Czaja war in ihrem 450 Quadratmeter großen Haus am Grazer Stadtrand zu Besuch.

"Ich habe 20 Jahre lang in Wien gelebt. Am Anfang meiner Karriere war das wichtig, denn da muss man als Künstlerin schnell auffindbar sein. Irgendwo in Graz herumzugurken wär damals unpraktisch gewesen. Eines Tages bin ich dann wieder nach Graz gezogen. Mein Elternhaus, in dem ich aufgewachsen bin, liegt genau gegenüber meiner Villa. Ich kann mich genau erinnern: Schon als 17-Jährige hab ich übern Zaun g'schaut und hab zu meiner Mutter g'sagt: 'Weißt es, wenn ich groß bin, dann bau ich mir da drüben ein Haus.' Ich hab mir damit einen Kindheitstraum erfüllt, nur ist dieser Traum, was die Dimensionen betrifft, leider ein bissl aus den Fugen geraten.

Ich hab die Innenraumplanung nämlich selber gemacht. Eineinhalb Jahre hat das gedauert! Allerdings hatte ich damals noch keine Erfahrung mit realen Größen. Und dann fängt man an, die Wände um einen Zentimeter nach außen zu verschieben, und dann um noch einen und um noch einen, und plötzlich hat das Haus 450 Quadratmeter. A bissl groß das Ganze. Was soll's, Spaß hat's g'macht!

Für Statik, Außenplanung und Bauaufsicht war mein Architekt Wilfried Kassarnig zuständig, der früher auch mein Kaffeehaus gestaltet hat. Ein kreativer Mann! Das ganze Haus ist geziegelt und hat einen Fernwärme-Anschluss. Ich hab Fußbodenheizung, aber als Zusatz gibt's auch ein paar Heizkörper. Dann wärmelt's noch a bissl besser.

Das Wohnzimmer ist unser Entspannungsort. Mein Mann Karl-Heinz und ich sind schon richtige Wohntiere. Am Anfang war das Wohnzimmer ganz weiß, aber das war mir einfach zu ungemütlich. Mit den warmen Erdfarben an den Wänden wurde es dann heimelig. Jetzt kann man hier richtig gut knotzen. Auf den Böden liegt kanadischer Ahorn und teilweise Granit. Die Möbel hab ich größtenteils selbst entworfen und von einem Tischler anfertigen lassen. Nur ein paar Sachen stammen aus der Zeit um 1900, so zum Beispiel die Vitrine und der Schreibtisch, an dem ich nie sitz. Und die Bar in der Mitte ist so ein Hingucker für einen Aperitiv, wenn grad Gäste zu Besuch sind.

Oben im ersten Stock ist ein großer Schlaf- und Atelierbereich mit einem offenen Dachgiebel. Das ist schon posierlich. Da ist auch mein Arbeitsplatz. Die meisten Lieder fallen mir eigentlich am Computer ein. Manchmal steh ich mitten in der Nacht auf, setz mich an den Schreibtisch, genieß die Ruhe und fang an zu schreiben.

Was ich überhaupt nicht ertrage: Hintergrundmusik, Zwangsbeglückung der schlichten Art. Das hass ich wie die Pest! Überall wird man vollgesulzt - im Kaffeehaus, im Supermarkt, nicht einmal am Klo hat man mehr seine Ruh.

Eine Besonderheit hier im Haus ist der Lastenaufzug. Den habe ich nicht nur wegen meiner kaputten Bandscheiben eingeplant, das hat vor allem damit zu tun, dass ich eine faule Sock'n bin. Ich will nix schleppen. Einziges Problem: Immer wieder hier noch a bissl was dazu, und da auch noch a bissl was dazu, und am Ende hat halt alles ein goldenes Mascherl.

Das Allerallerbeste ist der Garten. Ein Urlaubsparadies! Ich hab einen 30 Meter langen Schwimmteich mit Seerosen, wenn's warm ist, bin ich fast jeden Tag im Wasser. Außerdem gibt's einen Marillenbaum, einen Blutahorn, Oleander und Zwergtannen - die Zwerge wachsen ganz schön mächtig.

Jetzt plan ich schon mein nächstes Haus. Demnächst werden wir dieses Anwesen hier nämlich verkaufen und in die Südsteiermark ziehen. Es ist Zeit, sich um einen Alterswohnsitz zu kümmern. Ich bin zwar erst 61, aber ich werde nicht ewig so aktiv sein. Das neue Haus soll ein Bungalow werden, alles ebenerdig - und nein, keine 450 Quadratmeter! Ich glaub, wir stehen derzeit bei 150 Quadratmetern. Fortschritt! Schauma mal, wie's weitergeht." (DER STANDARD, 11./12.8.2012)