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Der Generalverdacht gegenüber Männern, die neben allein reisenden Kinder sitzen, stößt auf Widerstand.

Foto: REUTERS/Suhaib Salem

Die Hilflosigkeit gegenüber gefährlichen oder problematischen Verhaltensmustern in der Gesellschaft treibt mittlerweile seltsame Blüten.

Seit geraumer Zeit etwa dürfen bei Qantas, Jetstar, Virgin Australia und Air New Zealand männliche Passagiere nicht mehr neben allein reisenden Kindern sitzen. Mit dieser Maßnahme soll verhindert werden, dass es zu sexuellen Übergriffen auf Minderjährige kommt (Bericht im "Spiegel"). Nach Auffassung der Airlines würde das dem allgemeinen Kundenwunsch entsprechen.

Nun regt sich Widerstand gegen diese männerverachtende Bestimmung, und die Passagiere setzen sich gegen die Sippenhaftung einer ganzen Geschlechtergruppe zur Wehr. Bei British Airways wurden 2010 ähnliche Versuche, Männern generell einen Hang zur Pädophilie zu unterstellen, mit einer Klage wegen Diskriminierung abgeschmettert.

Pauschalurteile über Gruppen fördern die Spaltung der Gesellschaft, machen den unverkrampften Umgang mit Alltäglichkeiten unmöglich und sind dem friedlichen Miteinander nicht dienlich, abgesehen davon, dass ein "Nebeneinandersitzverbot" im Flugzeug wohl kaum eine geeignete Maßnahme sein kann, Kinder vor sexuellen Übergriffen zu schützen. Prävention darf nicht über die Ausgrenzung oder Verdächtigung einer ganzen Gesellschaftsgruppe stattfinden. (Mirjam Harmtodt, derStandard.at, 22.8.2012)