Wien/Graz - Österreichs Hochschulbereich ist in Aufruhr. Nachdem die Universitäten in Protestversammlungen und Resolutionen gegen die ihrer Meinung nach dramatischen Budgetkürzungen auftreten und bereits von nachhaltigen Beschädigungen der Universitäten sprechen, schlagen jetzt auch die Fachhochschulen (FH) Alarm. Die Regierung plant, 20 Prozent der FH-Förderungen zu streichen. Dies trifft in erster Linie die älteren, gut laufenden Fachhochschullehrgänge. Im Büro von Wissenschaftsministerin Elisabeth Gehrer werden die Streichungspläne dem Standard gegenüber bestätigt. Ministersprecherin Ulrike Rauch- Keschmann: "Es wird zu einer Kürzung der Förderungen je Studienplatz in jenen Studiengängen kommen, die bereits im Vollausbau sind. Geplant sind 20 Prozent." Begründung für die Kürzung: Je länger ein Studiengang andauert, desto geringere Kosten fallen an. Also könnten bei Studiengängen, die schon länger laufen, durchaus Kosten eingespart werden.

Der Chef der steirischen Fachhochschule Joanneum, Markus Tomaschitz, rechnet damit, dass der FH-Betrieb aufrechterhalten werden könne, es werde aber zu Reduktionen im Bildungsbereich kommen müssen. Überdies werde der Ausbau gestoppt, bundesweit werde es 2004 keine neuen Studienplätze mehr geben.

Was fachhochschulintern ebenfalls für einige Unruhe sorgt sind - auf eine Studie gestützte - Überlegungen des Ministeriums, die einzelnen Fachhochschullehrgänge der jeweiligen Konjunktur anzupassen. Flaut die Konjunktur etwa im Baubereich ab, wird auch das Bildungsprogramm zurückgefahren. Hier könnte sich - so die Befürchtungen - eine absurde Situation ergeben. Etwa im IT-Bereich. Der Bereich befindet sich gegenwärtig in der Talsohle. Dies würde bedeuten, dass auch Informationstechnologie-Bildungsprogramme reduziert werden. Beim nächsten Aufschwung aber würden abermals IT-Experten fehlen. (Walter Müller/DER STANDARD, Printausgabe, 28./29.6.2003)