Leben, Glück, Zufriedenheit: zentrale Themen der Menschheit. Wie geht Leben? Eine triviale Frage. Seit Menschengedenken haben Menschen danach geforscht, gesucht. Tiefgründig lautet die Frage, ob es gar eine Anleitung zum Leben gibt? Eine Anleitung zum erfüllten, glücklichen Leben. Kann man Leben lernen, Leben üben, Orientierung finden? Kann es gelingen, Glück zu erlangen? Elementar reduziert sich alles auf die Frage: Was ist, was bedeutet das Leben per se?

Grenzüberschreitend thematisiert Matthias Beck, 1956 in Hannover geboren, die Frage nach dem Sinn. Im Hinterfragen aus den Perspektiven der Naturwissenschaften, der Medizin, aus philosophischer und theologischer Sicht, forscht Beck nach Zusammenhängen zwischen Körper und Seele. Er beschreibt das partiell langsame Umdenken der Biologie, dass der Körper keine reine utilitaristische, abgekoppelte Maschine ist, die nach Verletzungen einfach reparierbar ist, sondern dass Körper, Gesundheit und die Suche nach dem "Sinn des Lebens" voneinander abhängig sind; eng aneinander gekoppelt, de facto korrespondierende, miteinander kommunizierende Gefäße.

Informationen des Lebens - betreffend Krankheit und Gesundheit - sind wesentlich von sogenannten epigenetischen Faktoren abhängig: vom "Innen-Leben" des Menschen, vom Denken und Fühlen, von der Umwelt. Beck weist Möglichkeiten, den "Weg zu sich selbst" und, bereichert um die Dimension der Religiosität im Surrogat der Phänomene der Zeit, auch den "Weg zum Göttlichen" zu finden.

Fusion unterschiedlicher Aspekte

Beck versucht, die elementaren, die existenziellen, auch die spirituellen Fragen des Lebens mit naturwissenschaftlichen und medizinischen Erkenntnissen in Korrelation zu bringen. Durch Fusion der unterschiedlichen Aspekte, unter Berücksichtigung divergierender Kulturen und Kulturkreise, unter besonderer Reflexion biografischer Daten - Entwicklungspsychologie, soziale Prägung, Lebensabschnitte, Wendepunkte der Persönlichkeitsentwicklung - hinterfragt Beck Inhalte und Wesen der Struktur der Welt, des Universums und - last, but not least - des Individuums. Phänomene des Daseins hinterfragend, Begrifflichkeiten erklärend, Horizonte interpretierend.

Beck, Mediziner, Theologe und Pharmazeut, Moraltheologe an der Universität Wien, Mitglied der Österreichischen Bioethik-Kommission, der Europäischen Akademie der Wissenschaften, im Gremium der Europäischen Bischöfe in Brüssel, Sachverständiger im Deutschen Bundesrat sowie des deutschen Ethikrates, reflektiert die Fragilität und Zerrissenheit des Seins, die Dichotomie von Wissenschaft und Religion, von Gegenwart, Vergangenheit und Moderne.

Die Berufung des Menschen ist zentrales Thema seiner Betrachtungen. Selbsterfahrung, Reifungsprozess, Eigenverantwortung, Selbstverständlichkeit. Überwindung des Ichs zur "Stimmigkeit" des Ganzen, zur Erfahrbarkeit und Erlebbarkeit sollen zu einem sinnhaften, glücklichen Leben führen. Ein komplexes Thema - Ratio und Emotion erfassend - umfassend beleuchtet. Kontemplativ, luzide. (Gregor Auenhamme, STANDARD, 18./19.8.2012)