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Regisseur Tony Scott - mit dem roten Käppi, seinem Markenzeichen.

Foto: AP/Gus Ruelas

Los Angeles - Seine aktionsgeladenen, rasanten Blockbuster prägten das Hollywoodkino seit den 1980er-Jahren. Dabei hatte der 1944 in Nordengland geborene Anthony David Scott zunächst ganz andere Ambitionen - mit unbewegten Bildern. Er absolvierte ein Malereistudium am Royal College of Arts. Im Gegensatz zur Kunst erwies sich die Arbeit für die Produktionsfirma seines älteren Bruders Ridley Scott jedoch als erfolgversprechender. Tony Scott machte sich als Werbefilmer einen Namen.

Sein erster Kinofilm, das stylishe Vampirdrama The Hunger (1983) mit Catherine Deneuve und David Bowie floppte. Trotzdem engagierte Jerry Bruckheimer, damals aufstrebender Produzent, inzwischen Blockbuster- und TV-Serienmogul, Tony Scott als Regisseur für ein Projekt, in dessen Mittelpunkt ein junger US-Kampfjetpilot mit Spitznamen "Maverick" stand. Das Actionabenteuer Top Gun (1986) beflügelte in der Folge nicht nur die Weltkarriere von Hauptdarsteller Tom Cruise.

Scott etablierte sich damit als verlässliche Kraft hinter Großprojekten (Beverly Hills Cop 2, Days of Thunder). Mit True Romance (1993), der Verfilmung eines Quentin-Tarantino-Drehbuchs, hatte Scott auch die Aufmerksamkeit der Kritiker. Der dunklere Thrill dieser gewalttätigen Verfolgungsjagd schien auch auf die folgenden Arbeiten Scotts nachhaltig abzufärben.

Der rasante Politthriller Staatsfeind Nr. 1 (1998) verwickelte allerdings nicht nur einen von Will Smith verkörperten Anwalt auf beiläufige Weise in ein atemberaubendes Überwachungs- und Verfolgungsszenario. Er zeigte auch Scotts Interesse an unterschiedlichen Bildtypen und (digitalen) Aufzeichnungs- und Bearbeitungsmöglichkeiten. Zentrale Elemente auch in Déjà vu, einem von vier Filmen für den in den Nullerjahren Denzel Washington für ihn vor der Kamera stand.

Zuletzt hatte sich Scott verstärkt dem Produzieren zugewandt - u. a. firmierte er bei der TV-Serie Good Wife und bei den Ken-Follett- Adaptionen Die Tore der Welt und Die Säulen der Erde als Executive Producer. Nicht zuletzt war er auch der Produzent von Ridley Scotts aktuellem Opus Prometheus.

Tony Scott war in dritter Ehe seit 1994 mit der Schauspielerin Donna Wilson verheiratet, das Paar hat Zwillingssöhne. Laut Augenzeugen sprang Tony Scott Sonntagmittag in Los Angeles von der Vincent Thomas Bridge, er konnte später nur noch tot geborgen werden. In seinem Büro wurde ein Abschiedsbrief gefunden. (Isabella Reicher, DER STANDARD, 21.8.2012)