Nach anonymen Drohungen gegen die Bevölkerung im Nordosten Indiens geht die indische Regierung gegen Hassbotschaften in sozialen Internetnetzwerken vor. Das Kommunikationsministerium in Neu Delhi teilte am späten Montagabend mit, es habe in der vergangenen Woche die Betreiber aufgefordert, die Veröffentlichung von provokativen Inhalten und gefälschten Botschaften zu unterbinden. Die Gespräche mit Vertretern der Unternehmen dauerten noch an.

"Schwere der Lage"

Der Internetkonzern Google erklärte am Dienstag, auf seinen Plattformen wie dem Videoportal Youtube seien ohnehin Botschaften verboten, in denen zu Gewalt aufgerufen werde. Das Unternehmen sei sich der "Schwere der Lage" in Indien bewusst und werde weiter eng mit den Behörden zusammenarbeiten.

In Internetbotschaften, gefälschten Videoclips und SMS waren Gerüchte gestreut worden, dass Muslime nach dem Ende des Fastenmonats Ramadan Angriffe auf die aus dem nordöstlichen Bundesstaat Assam stammende Bevölkerung verüben wollten. Angeblich soll damit Rache genommen werden für die jüngsten Ausschreitungen zwischen Muslimen und dem Volk der Bodo in Assam. Dabei waren in den vergangenen drei Wochen 80 Menschen getötet und mehr als 400.000 weitere vertrieben worden.

245 Internetseiten gesperrt

Die Menschen aus Assam sehen Tibetern ähnlich und unterscheiden sich damit deutlich von Südindern. Nach Bekanntwerden der Drohungen reisten nach Medienberichten in den vergangenen Tagen mehr als 35.000 aus dieser Region stammende Menschen aus anderen Landesteilen in ihre Heimat zurück. In der südlichen Metropole Bangalore mussten zusätzliche Züge eingesetzt werden, um Studenten und Arbeiter aus Assam nach Hause zu bringen.

Angesichts der Drohungen sperrte die Regierung bereits 245 Internetseiten. Auf die Frage, ob diese Seiten dazu genutzt worden seien, um interethnische Spannungen in Indien anzufachen, sagte Innenminister Sushil Kumar Shinde am Dienstag: "Wir haben genügend Beweise." Die Regierung machte den Erzrivalen Pakistan für die Hassbotschaften im Internet verantwortlich. (APA, 21.08. 2012)